Lohnen sich die 700€ fürs Geburtshaus?

Schwangerschaft, Baby, Elternzeit - Dein Finanz-Magazin

Im Verlaufe jeder Schwangerschaft stellt sich früher oder später die Frage: Wo soll das Baby auf die Welt kommen? Die meisten Kinder erblicken zwar im Krankenhaus das Licht der Welt, doch auch Geburtshaus und Hausgeburt sind Optionen – allerdings nicht ohne Kosten und Risiken. Warum ich mich erst dafür und dann doch dagegen entschieden habe.

Was ist ein Geburtshaus?

Ein Geburtshaus ist ähnlich wie der Kreißsaal im Krankenhaus dafür eingerichtet, Babys auf die Welt zu bringen. Das Besondere hierbei ist, dass dort nur Hebammen arbeiten, die dich 1:1 bei der Geburt betreuen.

Die Betreuung und Ausstattung im Geburtshaus soll die Geburt angenehmer und selbstbestimmter für Frauen machen. Dafür verzichtest du allerdings auf ärztliche Betreuung.

Wer kann im Geburtshaus entbinden?

Da im Geburtshaus keine Ärzte arbeiten, kannst du dich nur dort anmelden wenn bei dir wenige Risiken für Komplikationen während der Geburt bestehen. Das ist der Fall wenn deine Schwangerschaft bisher normal und unauffällig verlaufen ist.

Zudem muss deine Geburt in dem normalen Geburtszeitraums (3 Wochen vor bis 2 Wochen nach ET) stattfinden, damit du das Geburtshaus nutzen kannst.

Was kostet mich das Geburtshaus?

Entbinden im Geburtshaus ist nicht umsonst: Die Hebamme, die du vorher kennen gelernt hast, geht für dich in Rufbereitschaft.

Analog zum Beauftragen einer Beleghebamme fallen hierfür Kosten von ca. 700-800€ an. Die Krankenkassen beteiligen sich in der Regel mit ca. 200€ an diesen Kosten, der Rest muss von dir selbst getragen werden.

Vor-und Nachteile Geburtshaus in der Übersicht

VorteileNachteile
✔️1:1 Betreuung durch eine Hebamme, die du vorher kennen lernst
✔️Geburt kann selbstbestimmt nach deinen individuellen Wünschen und Bedürfnissen gestaltet werden
✔️Angenehme Atmosphäre
❌Keine ärztliche Versorgung – Verlegung in die Klinik eventuell notwendig
❌keine Schmerzmittel vorhanden
❌Mehr organisatorischer Aufwand (da Entlassung wenige Stunden nach Geburt)
❌Kosten (ca. 500-600€)
Vor-und Nachteile Geburtshaus in der Übersicht

Storytime: Warum ich mich erst dafür und dann dagegen entschieden habe

Zu Beginn der Schwangerschaft wurde ich auf die Möglichkeit zur Entbindung im Geburtshaus aufmerksam. Ich dachte es kann ja nicht schaden, dort mal zum Infoabend zu gehen. Gutgläubig hab ich angenommen, dass diese Veranstaltung über das Geburtshaus als Alternative zum Krankenhaus informieren sollte.

Ganz so war das leider nicht: Hauptsächlich wurde über die Abläufe und Vorzüge im Geburtshaus gesprochen. Gleichzeitig wurde einem Angst vor den Prozessen auf der Geburtsstation im Krankenhaus gemacht. Die Ärzte würden dort über einen bestimmen und super schnell Kaiserschnitte machen, da das wirtschaftlicher sei. Untermauert wurde dies durch ein paar Frauen, die das zweite Mal schwanger waren und Horror-Geschichten von ihrer ersten Geburt erzählten.

Nach dem Abend konnte man sich für die Geburt im Geburtshaus anmelden, hatte dafür aber nur 5 Tage Zeit. Wenn man das so lies mag man es schon vermuten, doch in dem Moment war mir nicht klar, dass es sich um einen krassen Sales-Pitch handelte.

Sparen ohne Verzicht!

In meinem E-Book „3 Spar-Methoden“ erfährst du

  • wie du sparen easy in deinen Alltag bringst
  • mit welchen Strategien dir das kaum auffällt
  • welche Spartipps Sinn für dich machen
E-Book 3 Sparstrategien

Anmeldung & Betreuung

Auch wenn mich nicht alles vom Geburtshaus überzeugte, meldete ich mich dort an. Nach dem „Infoabend“ war ich der Meinung, dies sei die bessere Wahl. Über die 800€ Kosten freute ich mich nicht gerade, aber immerhin würde ich ja einen Teil von meiner Krankenkasse wieder bekommen. Zudem sollte man gesundheitliche Entscheidungen ja wenn möglich nicht von Geld abhängig machen.

Ich bekam eine Hebamme zugeteilt, die mich schon während der Schwangerschaft betreute. Ab sofort sollte ich abgesehen von 3 Ultraschall-Untersuchungen all meine Arzttermine ins Geburtshaus verlegen. Das sei so der normale Prozess hieß es, auch wenn mir das irgendwie komisch vorkam.

Mit meiner Hebamme aus dem Geburtshaus kam ich mäßig klar, sie war oft „belehrend“ und man hatte den Eindruck als schaue sie von oben auf einen herab. Ich ignorierte diesen Aspekt die meiste Zeit, aber natürlich war das nicht die beste Voraussetzung, um gemeinsam mit ihr die Geburt durchzustehen. Und davon abgesehen natürlich auch nicht, um mehrere Hundert Euro an sie zu bezahlen.

Meine ersten Zweifel

Dass man nach der Geburt nur wenige Stunden vor Ort bleiben kann und dann vom Geburtshaus nach Hause fährt, fand ich von Anfang an nicht so vorteilhaft. So kann man schlechter Besuch von der Familie empfangen und ist direkt mit dem Kind auf sich gestellt – während die Hebammen im Krankenhaus einem noch Tipps zum Stillen und Wickeln geben.

Durch Bücher und durch meinen Geburtsvorbereitungskurs bekam ich dann irgendwann Wind davon, dass mit der Geburt im Geburtshaus bzw. danach noch einiges an Aufwand auf mich zukommen würde: U2, Hörtest und Anmeldung beim Standesamt – all das wird im Krankenhaus für einen übernommen, nicht aber im Geburtshaus.

Das heißt, man hat noch zusätzliche Aufgaben in einer Phase, in der man sich eigentlich nur erholen und an die neue Situation mit Baby gewöhnen will. Nicht optimal, aber auch nicht richtig schlimm, ich hätte nur gerne vorher davon gewusst. Für mich gehört sowas mit auf dem Infoabend, wenn man ihn denn so nennt.

Auch, dass man sich zusätzlich zum Geburtshaus noch im Krankenhaus anmelden sollte, wurde während der Betreuung an keiner Stelle erwähnt.

Zweifel werden größer

Vor der Geburt habe ich nocheinmal einen Termin beim Arzt vereinbart, um vor der „heißen Phase“ noch einmal alle Werte prüfen zu lassen und sicher zu sein, dass es mir und dem Kind gut geht.

Das war mir wichtig, meine Hebamme aus dem Geburtshaus war aber weniger begeistert von der Idee. Sie hat darauf ziemlich ungeschickt reagiert und wollte mich überreden, den Termin doch wieder abzusagen. Oder ich könne ja auch nur für den Ultraschall hingehen und die restliche Untersuchung bei ihr machen.

Davon hielt ich jedoch herzlich wenig. Beim Frauenarzt haben sie ganz andere Möglichkeiten für Untersuchungen, als es im Geburtshaus der Fall ist. Das wollte meine Hebamme zwar nicht einsehen, doch ich lies mich nicht beirren.

Auch dass das Geburtshaus keine Schmerzmittel zur Verfügung stellt, bereitete mir etwas Sorgen. Woher sollte ich denn in Vorfeld wissen, ob ich während der Geburt welche haben will oder nicht?

Gemäß den gesetzlichen Vorgaben musste meine Hebamme mir dann irgendwann das „Merkblatt zu außerklinischen Geburten“ mitgeben, um mich über die Risiken davon aufzuklären.

Lieber doch nicht

Erst habe ich gedacht, dieses Merkblatt sei eine Formalie. Mein Interesse es zu lesen und beim nächsten gemeinsamen Termin darüber zu sprechen war eher gering. Doch als ich es mir an einem sonnigen Nachmittag dann doch genauer anschaute, änderte sich meine Meinung zum Geburtshaus auf einen Schlag.

Grund war die Zahl der Verlegungen vom Geburtshaus in die Klinik während der Geburt. Bislang war ich davon ausgegangen, dass dies nur sehr selten vorkommen würde, ich also mit großer Wahrscheinlichkeit für die gesamte Geburt über im Geburtshaus bleiben könne. So war es mir und den anderen Frauen auf dem Infoabend auch verkauft worden. Die Verlegung während der Geburt war immer ein Horror-Szenario für mich gewesen. Hier gibt es so viele Risiken für mich und das Baby.

Doch die Statistiken sagen etwas anderes. Nach Angeben der QUAG (Gesellschaft für Qualität in der außerklinischen Geburtshilfe) müssen bei Hausgeburten und Geburten im Geburtshaus 15% aller Frauen in die Klinik verlegt werden. Handelt es sich um das erste Kind, dann steigt diese Zahl auf etwa das Doppelte an, beim 2. und 3. Kind halbiert sie sich.

Also ist es fast jede dritte Frau, die beim ersten Kind unter der Geburt noch ins Krankenhaus transportiert werden muss.

Zwar sind dies meist keine Notfälle, häufig sind nur zusätzlich Untersuchungen nötig weil z.B. die Geburt ins Stocken gerät. Dennoch erschließt sich für mich der Sinn des Geburtshauses nicht, wenn man im Anschluss doch ins Krankenhaus gehen muss. Dann kann man auch direkt dort hinfahren und geht kein Risiko ein, dass bei der Verlegung etwas schief geht.

Fazit

Die Entbindung im Geburtshaus mag eine Alternative für Frauen sein, die zum zweiten oder dritten mal schwanger sind und zuletzt schlechte Erfahrungen mit der Geburt im Krankenhaus gemacht haben.

Wie die Geburten im Geburtshaus wirklich ablaufen und ob sie tatsächlich so viel angenehmer sind als im Krankenhaus, kann ich nicht beurteilen. Denn mir war das Risiko für eine Verlegung während der Geburt zu groß. Meine vorherigen Zweifel am Geburtshaus wurden durch das „Merkblatt zur außerklinischen Geburt“ nochmal untermauert.

Letztendlich muss hier aber jede Frau für sich selbst entscheiden, was ihr wichtig ist und ob das Geburtshaus eine Option darstellt.

Beitrag Teilen

Schreibe einen Kommentar

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Walter

    Hallo,

    schade, dass du ein „schlechtes“ Geburtshaus erwischt hast. Wir hatten mit unserem vor 25 Jahren sehr viel mehr Glück und waren sehr zufrieden.

    Was ich an deinem Artikel ein bisschen schade finde, ist, dass er generalisiert. Deine schlechte Erfahrung mit einem konkreten Geburtshaus kann man aber nicht auf alle verallgemeinern – genauso wenig wie unsere gute Erfahrung für alle Geburtshäuser gilt.

    Insofern wären ein paar relativierende Bemerkungen schön gewesen, dass das bei einem anderen Geburtshaus auch anders aussehen kann. So bleibt nach dem Lesen ein schaler Geschmack zu „allen“ Geburtshäusern zurück, was schade ist.

    Man kann jedem Paar nur empfehlen, sein örtliches Geburtshaus selber anzuschauen und gründlich zu beschnuppern. Wenn dann ähnliches kommt wie bei dir – Finger weg. Wenn der Eindruck dagegen gut ist und sich vertieft wie bei uns damals, dann kann man es durchaus erwägen.

    Gruß Walter

    1. Hanna

      Hallo Walter,
      erstmal freut es mich dass du bzw dass ihr gute Erfahrungen mit dem Geburtshaus machen konntet!
      Darüber hinaus muss ich dir leider widersprechen: mein Artikel listet im ersten Teil objektiv die Vor- und Nachteile von Geburtshäusern auf (bessere Betreuung, keine Schmerzmittel etc.). Anschließend folgt mein Erfahrungsbericht, deutlich davon abgegrenzt. Der spiegelt nun mal meine subjektiven Erfahrungen wieder. Das heißt lange nicht, dass es in jedem Geburtshaus so ist wie in meinem. Ob man dort entbinden möchte oder nicht, ist eine persönliche Entscheidung, die jede Frau selbst treffen muss.

      1. Walter

        Liebe Hanna,

        danke für deine Antwort auf meinen Kommentar.

        Dennoch möchte ich dir noch einmal widersprechen. Zumindest bei uns in Deutschland sind Geburtshäuser kein einheitliches Standandprodukt, weswegen man letztendlich jedes Geburtshaus für sich bewerten muss.
        (Es sei denn, in der Schweiz sind die gesetzlichen Regularien für Geburtshäuser so strikt angelegt, dass tatsächlich jedes wie das andere ist.)

        „Unser“ Geburtshaus z.B. wurde von einem engagierten Frauenarzt gegründet und betreut, es gab auch einen kleinen OP-Saal im Gebäude, in dem kleinere Geschichten vor Ort behandelt werden konnte. Schmerzmittel hätte es ebenfalls gegeben. Ebenso hatten die dortigen Hebammen keine ablehnende Einstellung gegenüber Ärzten.

        Damit entfielen für unser Geburtshaus bereits die Hälfte der von dir aufgezählten Nachteile. Und ich vermute, dass es noch mehr Geburtshäusern gibt, die auch einen Arzt an der Hand haben, und bei denen deine oberen beiden Nachteile damit ebenfalls entfallen.

        Zu deinem zweiten Teil, der den Großteil deines Artikels einnimmt:

        > Der spiegelt nun mal meine subjektiven Erfahrungen
        > wieder. Das heißt lange nicht, dass es in jedem
        > Geburtshaus so ist wie in meinem.

        Es wäre schon gewesen, wenn du das auch explizit in deinen Text geschrieben hättest.

        Alle deine Formulierungen erscheinen generalisierend und erwecken den Eindruck, dass es mehr oder weniger in jedem Geburtshaus so zu erwarten wäre, wie es dir gegangen ist.

        Versteh mich bitte nicht falsch. Ich will dir keineswegs deine Erfahrungen absprechen oder Geburtshäuser generell schönreden.

        Ich möchte nur darauf hinweisen, dass es eine erhebliche Bandbreite gibt, und dass man deswegen Erfahrungsberichte nicht generalisieren darf. Und wünsche mir, dass das auch explizit in einem solchen Text stehen würde.

        Gruß Walter