Jobwechsel vor Schwangerschaft und Elternzeit: Vertretbar oder egoistisch?

Kind oder Karriere – die Frage tritt nicht erst auf, wenn man sich Gedanken um Elternzeit und Wiedereinstieg in den Job macht. Sie kann uns schon begegnen, wenn wir über den nächsten Jobwechsel nachdenken: Lohnt sich das noch, oder sollte ich erst die Schwangerschaft abwarten? Wie lange sollte ich im neuen Job schon sein, damit es nicht unfair ist? Muss ich mit dem Jobwechsel meinen Kinderwunsch aufschieben?

Wenn man das so liest, klingt es wohl beinahe wie eines der letzten Tabuthemen der heutigen Zeit. Einige mögen jetzt aufschreien, wie unverantwortungsvoll es doch sein mag, nach dem Jobwechsel direkt schwanger zu werden. Andere quält der Gedanke, dass von der ersten Bewerbung bis zum Start im neuen Job locker mal ein halbes Jahr vergehen kann, wenn nicht auch mehr Zeit. Schließlich haben wir alle Verträge mit Kündigungsfristen. Dann folgt die Probezeit und wenn man sich dann erst noch im neuen Job etablieren will, rückt das Thema Kinder erstmal für einige Zeit in den Hintergrund.

Also ja, fast jede Frau wird sich diese Frage schon mal gestellt haben. Es sei denn sie ist super happy mit ihrem Arbeitgeber oder hat sich bewusst gegen Kinder entschieden.

Arbeitgeber-Perspektive

Vorab sei einmal gesagt: kein Arbeitgeber wird besonders glücklich darüber sein, dass du kurz nach deinem Start in der Firma eine längere Abwesenheit ankündigst. Deine Stelle wurde ausgeschrieben, du wurdest rekrutiert, man musste deine Kündigungsfrist beim alten Arbeitgeber abwarten. Nun bist du da und wirst eingearbeitet, und wenn du dann starten könntest, fällst du erstmal wieder aus.

Selbst in dem Fall, dass du selbst keine Elternzeit nehmen und deinem Partner oder einem Familienmitglied die Babybetreuung überlassen willst, wirst du einige Zeit bei der Arbeit fehlen. Denn Schwangerschaft und Geburt sind super anstrengend für den Körper und passieren nicht mal eben nebenbei. Deshalb erstreckt sich allein der gesetzliche Mutterschutz auch auf 14 Wochen, also etwa 3 Monate, die du durch dein Baby nicht arbeiten wirst – selbst dann, wenn du es willst.

Hinzu kommt, dass du auch während der Schwangerschaft hin und wieder ausfallen wirst, sei es wegen Arztterminen oder weil es dir hin und wieder nicht gut geht.

Sparen ohne Verzicht!

In meinem E-Book „3 Spar-Methoden“ erfährst du

  • wie du sparen easy in deinen Alltag bringst
  • mit welchen Strategien dir das kaum auffällt
  • welche Spartipps Sinn für dich machen
E-Book 3 Sparstrategien

Deine Überlegungen

Gesundheit

In jungen Jahren ist man tendenziell gesundheitlich fitter. Dies sind gute Voraussetzungen, um Schwangerschaft und Geburt gut zu überstehen und ein gesundes Kind zur Welt zu bringen. Außerdem ist es leichter überhaupt schwanger zu werden, je früher man damit anfängt. Statistisch gesehen nimmt die Gesundheit mit jedem zusätzlichen Lebensjahr ab. Das spricht dafür eher den Jobwechsel aufzuschieben, als die Schwangerschaft.

Kinderwunsch

Bei manchen Frauen klappt es sofort, andere müssen Jahre warten und müssen eventuell medizinisch nachhelfen, um schwanger werden zu können. Wie lang genau es bei dir dauern wird, kann niemand vorhersagen. Wenn du bisher wenig gesundheitliche Probleme hattest, stehen deine Chancen besser, dass es recht schnell klappt. Bei mehr Krankheiten wirst du tendenziell länger warten müssen. Garantiert ist hier aber in beiden Fällen nichts. Zieht sich die Sache über einen längeren Zeitraum und bist du zusätzlich unzufrieden im Job, so mag dein Wunsch nach einem Jobwechsel immer lauter werden.  

Strapazen

Jede Schwangerschaft ist mit kleineren oder größeren gesundheitlichen Strapazen verbunden. Was genau du haben wirst und wie stark es dich trifft, das lässt sich nicht vorhersagen. Es ist von Frau zu Frau und zudem mit jedem Kind verschieden.

Sich zu dieser Zeit an eine neue Arbeitsumgebung gewöhnen und neue Kollegen kennen lernen zu müssen, ist eine zusätzliche Herausforderung, der du dich dann stellst. Diesbezüglich ist es wahrscheinlich angenehmer, bei deinem alten Arbeitgeber im vertrauten Umfeld zu bleiben.

Elterngeld

Das Elterngeld berechnet sich nach deinem Gehalt der letzten 12 Monate. Wenn man es schafft, das Gehalt durch den Jobwechsel noch einmal aufzustocken, dann erhält man anschließend auch entsprechend mehr Elterngeld. Allerdings ist dies mit einem Höchstsatz von 1.800€ gedeckelt.

Ab dem 1. April dieses Jahres gibt es zudem eine Einkommensgrenze für das Elterngeld. Du erhältst es nur noch, wenn du gemeinsam mit deinem Partner weniger als 200.000€ im Jahr verdienst (zu versteuerndes Einkommen). Im April 2025 wird diese Grenze sogar auf 175.000€ gesenkt.

Wenn ihr euch in der Nähe von diesem Bereich befindet, würde das eher dafür sprechen im alten Job zu bleiben und sich erst nach der Elternzeit neu umzuschauen.

Wiederbeschäftigung

Dein Arbeitgeber muss dir nach Mutterschutz und Elternzeit eine Stelle im Unternehmen anbieten, an die du zurückkehren kannst. Diese Stelle muss nicht deinem alten Job entsprechen, aber sie muss auf ähnlichem Niveau sein und darf nicht schlechter bezahlt werden. Hier mag man meinen, es sei praktisch vor der Schwangerschaft noch mal auf eine höhere Position zu wechseln.

Das ist nachvollziehbar, jedoch darf man nicht vergessen, dass sich mit Ankunft des Babys einiges im Leben ändern wird. Welche Stelle nachher zu dir und deinem Leben passt, musst du dann neu für dich entscheiden.

Häufige Jobwechsel sind in manchen Branchen üblich, jedoch nicht in allen. Eventuell ist es für deinen Lebenslauf nicht so vorteilhaft, kurz vor der Schwangerschaft den Job zu wechseln und direkt danach wieder.

Vermögensaufbau

Durch Care-Arbeit wirst du nach deiner Schwangerschaft wohl weniger verdienen, als vorher. Und auch wenn du in Vollzeit zurück an den Arbeitsplatz kommst wirst du weniger Geld zum Sparen und Investieren zur Verfügung haben. Denn du hast von nun an Kosten für dein Kind und die Kinderbetreuung zu tragen.

Rechtliche Grundlagen

Kündigungsschutz in der Schwangerschaft

Du wirst deinen neuen Job nicht direkt wieder verlieren, nur weil du ein Kind bekommst. Während der Schwangerschaft und Mutterschutzzeit gilt Kündigungsschutz. Voraussetzung hierfür ist, dass du deinem Arbeitgeber von der Schwangerschaft mitgeteilt hast oder dies innerhalb von 2 Wochen nach Erhalt des Kündigungsschreibens tust. Dies gilt auch, wenn du währenddessen noch in der Probezeit bist. Auch mit Anmeldung der darauf folgenden Elternzeit darf dir nicht gekündigt werden.

Schlechte Karten hast du nur, wenn dein Arbeitgeber insolvent geht oder du im Unternehmen durch dein Handeln erheblichen Schaden erzielt hast.

Jobwechsel während der Schwangerschaft

Es gibt nicht nur die Option, vor der Schwangerschaft nochmal den Job zu wechseln, sondern auch währenddessen. Gemäß einem Urteil des Bundesarbeitsgerichts musst du deinen neuen Arbeitgeber bei der Bewerbung auch nicht darauf hinweisen, dass du schwanger bist. Denn der Arbeitgeber würde dich entsprechend benachteiligen und den Job einem anderen Bewerber geben.

Fazit: Den perfekten Zeitpunkt gibt es nicht

Natürlich ist für alle Parteien es nicht optimal, den Job kurz vor oder während der Schwangerschaft zu wechseln. Ich für meinen Teil hätte mich das nicht getraut. Aber ich weiß von Frauen, die genau das gemacht haben – es sind gar nicht so wenige.

Denn wir Frauen müssen nicht an jeder Stelle in unserem Leben zurück stecken. Es lässt sich sowieso nicht alles super genau planen. Und der Gesetzgeber stärkt einem bzgl Jobwechsel und Schwangerschaft sogar den Rücken.

Beitrag Teilen

Schreibe einen Kommentar

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Jill Christen

    Für mich wäre es auch nichts, aber ich finde man sollte niemanden verurteilen der es macht. Wir müssen uns schon für genug andere Dinge rechtfertigen.