Welche ist die nachhaltigste Bank im Fair Finance Guide 2023?

Heutzutage wird es uns nicht unbedingt leicht gemacht, nachhaltig zu investieren. Aus diesem Grund wurde vor kurzem der Fair Finance Guide 2023 veröffentlicht. Der Bericht soll mehr Transparenz über tatsächliche Nachhaltigkeit im Bankenbereich schaffen. In diesem Artikel erfährst du, welche Bank aktuell an der Spitze im Ranking steht und an welchen Stellen der Fair Finance Guide noch Aufholbedarf hat.

Was ist der Fair Finance Guide?

Der Fair Finance Guide gibt Auskunft darüber, wie einzelne Banken ihr Geld anlegen und mit welchen Unternehmen und Branchen sie Geschäfte machen. Hinter dem Projekt steht die Initiative Fair Finance International, eine Vereinigung von Organisationen aus 15 Ländern weltweit.

In Deutschland wird das Projekt durch das Berliner NGO Facing Finance unterstützt. Der Guide wurde in Kooperation mit dem SÜDWIND Institut und der Verbraucherzentrale Bremen erstellt.

Ziel des Fair Finance Guides ist, Transparenz für Anleger zu schaffen. Gleichzeitig will man Banken sensibilisieren und motivieren, nicht in Firmen zu investieren, die von Menschenrechtsverletzungen, Umweltverschmutzung, Korruption und Waffenexporten profitieren.

Was wird geprüft?

Der Fair Finance Guide überprüft die Selbstverpflichtung der Banken zur Einhaltung von international gültigen Nachhaltigkeitsstandards. Neben den selbst auferlegten Regeln im Rahmen der Nachhaltigkeit wird auch geprüft, inwieweit Geschäftsbeziehungen der Banken zu Rüstungsunternehmen und weiteren Firmen bestehen, die die Menschenrechte zugunsten ihrer Cashflows verletzen (Bericht „How much Pain for Corporate Gain“).

Insgesamt wurden 286 Kriterien festgelegt, die verschiedenste Themenbereiche abdecken. Es wurden 19 Banken untersucht, anhand der Kriterien bewertet und in ein Ranking gebracht.

Ergebnis

Insgesamt hat Facing Finance im Fair Finance Guide 2023 feststellen können, dass sich die Nachhaltigkeitsrichtlinien der geprüften Banken im Vergleich zum vorherigen Report insgesamt verbessert haben. Viele Banken haben jedoch noch keine konkreten Handlungen und Maßnahmen gegen den Klimawandel formuliert.

Die nachhaltigsten Banken

  1. GLS Bank
  2. EthikBank
  3. Tomorrow
  4. KD Bank
  5. Triodos Bank
  6. Pax Bank

Im „grünen Bereich“ mit einem Ergebnis von mehr als 80% liegen 6 vergleichsweise kleinere Institute, bei denen Nachhaltigkeit einen zentralen Dreh- und Angelpunkt im Geschäftsbetrieb spielt.

Sieger im Nachhaltigkeitsranking ist die GLS Bank. Mit einem Score von 94% erfüllt sie fast alle der Kriterien von Fair Finance International. Dies begründet sich vor allem im Selbstverständnis der GLS Bank, Einlagen von Kunden zu Finanzierung von sozial-ökologischen Angeboten in unserer Gesellschaft zu nutzen, welches konsequent umgesetzt wird.

Auf Platz zwei des Fair Finance Guides 2023 liegt die EthikBank, die als Alternativbank sozial-ökologische Projekte fördert. Mit Tools wie dem Ethik-Kompass und der Veröffentlichung der Volumina von allen ausgegeben Krediten geht sie einen anderen Weg als konventionelle Banken und schafft deutlich mehr Transparenz für ihre Kunden.

Platz drei geht an Tomorrow, einen Neueinsteiger im Fair Finance Guide. Es handelt sich um ein Unternehmen, das in Zusammenarbeit mit der Solaris Bank Kunden Girokonten anbietet. Tomorrow orientiert sich bei eigenen Anlagen an den Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen (UN). Beteiligungsunternehmen werden auf die Einhaltung der im Pariser Klimaabkommen definierten Ziele geprüft.

Die am wenigsten nachhaltigen Banken

  1. Deutsche Bank
  2. Sparkasse Düsseldorf
  3. Deka
  4. Bayern LB
  5. Sparda Bank

Im „roten Bereich“ mit einem Ergebnis von weniger als 40% stehen die Deutsche Bank, die Sparkasse Düsseldorf, die Deka, Bayern LB und als Schlusslicht die Sparda-Bank mit einem Score von gerademal 10%. Bei diesen Banken werden fehlende Maßnahmen zum Klimaschutz bemängelt, sowie fehlende Maßnahmen gegen Korruption. Diesen Banken konnten mitunter weitreichende Verflechtungen zu Firmen der Rüstungsindustrie sowie Unternehmen aus dem „How much Pain for Corporate Gain“ Report nachgewiesen werden.

Kritik am Fair Finance Guide

Keine umfassende Betrachtung der Bankenbranche

Es wurden insgesamt nur 19 Banken analysiert – also nur eine Auswahl von Banken, die auf dem deutschen Markt aktiv sind. Die Teilnahme am Fair Finance Guide ist für alle Banken freiwillig. Es ist daher schon als positives Zeichen der 19 Banken zu sehen, dass sie hier gelistet werden wollen – schließlich würden sie darauf verzichten, wenn das Thema Nachhaltigkeit für sie keine Relevanz hätte.

Es hätte sich aber bestimmt gelohnt, noch einige Kandidaten mehr anzuschauen und ein umfassendes Bild von den Nachhaltigkeitsbestrebungen auf dem deutschen Bankenmarkt zu erschaffen.

Insbesondere vermisse ich die Umweltbank, deren Kernthemen wie bei der GLS Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung sind. Diese wird nicht mit aufgeführt, da sie ihren Kundinnen und Kunden kein Girokonto anbietet und damit die Kriterien des Fair Finance Guides nicht ganz erfüllt.

Gewichtung der einzelnen Kriterien uneindeutig

Die Sparda Bank bildet im Nachhaltigkeitsranking das Schlusslicht, obwohl keine Investition in kritische Branchen nachgewiesen werden konnte. Als Grund wird hier ein fehlendes Nachhaltigkeitskonzept des Instituts genannt.

Darüber lässt sich ebenso streiten: Ist eine Bank, die weniger Geschäftsbeziehungen zu Unternehmen hat, die Menschenrechte und Umweltverschmutzung für sich nutzen, wirklich weniger nachhaltig, nur weil ein Marketing – Konzept zu diesem Punkt fehlt?

Kein Vergleich der absoluten Zahlen

Zudem finde ich es schade, dass keine absoluten Volumina verglichen werden, die die Banken für den Umweltschutz einsetzen. Die DKB zum Beispiel finanziert erneuerbare Energien mit 11 Milliarden €. Damit liegt sie deutlich über den Top-platzierten Banken GLS, EthikBank und Tomorrow, da diese eher kleinere Banken mit einem entsprechend kleineren Finazierungsvolumen sind.

An anderen Stellen sind die Richtlinien, nach denen die DKB arbeitet, für Facing Finance aber nicht konkret genug formuliert, sodass es die Bank im Vergleich nur auf einen der mittleren Plätze schafft. Und dies, obwohl hier auch keine Geschäftsbeziehungen in unethische Brnachen nachgewiesen werden konnten.

Geschäftsprozesse und Arbeitsweisen von etablierten Banken lassen sich leider nicht von heute auf morgen auf „nachhaltig“ umstellen – das ganze braucht Zeit. Kleinere Banken, die ihr Konzept von Beginn an auf Nachhaltigkeit ausrichten, haben es also entsprechend leichter, auf den ersten Plätzen des Fair Finance Guides zu liegen.

Das Investitions- und Finanzierungsvolumen beträgt bei diesen jedoch auch nur einen Bruchteil des Volumens der etablierten Banken. Ein Vergleich der absoluten Zahlen hätte hier daher Sinn ergeben.

Fazit

Für Außenstehende ist es oft nicht ersichtlich, wie umwelt- und sozial engagiert eine Bank wirklich ist, beziehungsweise wie viel Greenwashing in der Außendarstellung steckt. Der Fair Finance Guide ist daher ein gutes Tool um mehr Transparenz über die Nachhaltigkeitsbestrebungen und -Umsetzungen im Bankensektor zu schaffen.

Über die einzelnen Beurteilungen, wie nachhaltig eine Bank ist oder nicht, lässt sich an einigen Stellen streiten. Dies liegt unter anderem daran, dass die von Fair Finance International aufgestellten Kriterien nicht öffentlich einsehbar sind.

Allerdings deckt der Guide leider noch nicht alle Finanzinstitute auf dem deutschen Markt ab, sondern nur solche, die freiwillig daran teilnehmen möchten. Wir können hoffen, dass in den kommenden Jahren noch mehr Institute Interesse an diesem Thema bekunden, damit der Fair Finance Guide ein noch umfassenderes Bild zeichnen kann.

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