In meiner Interview-Reihe „Mein Zugang zum Thema Finanzen“ möchte ich aufzeigen, wie Frauen Ihren Weg zum Geld anlegen gefunden haben: Was war der Auslöser, sich mit dem eigenen Geld zu beschäftigen? Welche Hürden gab es und wie wurden sie gemeistert? Welche wertvollen Erfahrungen konnten daraus mitgenommen werden?
Meine Fragen beantwortet heute Alexia von Akademiker-Fibel.
Über Alexia
Alexia Tsouri hilft auf ihrem Finanzblog Akademiker-Fibel Berufseinsteigern nach dem Studium, ihre Finanzen zu organisieren.
Sie klärt Mythen rund um Bafög auf, gibt Tipps zu Gehaltsverhandlungen und hat darüber ein Buch geschrieben.
Seit kurzem unterstützt sie in der Finance Academy (angehende) Absloventen, sich finanzielle Grundlagen aufzubauen.
Wann bzw. zu welchem Anlass hast du angefangen dich mit deinen Finanzen zu beschäftigen?
Alexia: Als ich mich 2012 entschied, Wirtschaftswissenschaften zu studieren, war mein größter Motivator der Wissenserwerb. Danach kam gleich die Motivation, viel Geld zu verdienen.
Nach Uniabschluss und Berufseinstieg dauerte es jedoch nicht mal ein Jahr, und ich hatte Disposchulden in vierstelliger Höhe. Ich besaß ein Auto, das ich mir nicht leisten konnte, wechselte des Geldes wegen von einem Job zum nächsten und fühlte mich wie ein Hamster im Rad. Je schneller ich rannte, desto mehr hatte ich das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren.
Ich verstand nicht, warum ich finanziell immer wieder kurz vorm Burnout war. Weder meine Bankausbildung noch mein Studium halfen mir. Immer wenn ich meine Kontoauszüge in der Hand hielt, schloss ich kurz die Augen, um das Desaster nicht sehen zu müssen.
Als ich die Augen wieder öffnete, fand mich in einem Gespräch mit einem Finanzberater eines nicht ganz unbekannten Instituts wieder. Es war ein äußerst charmanter Mann in meinem Alter, der mir finanziell die Crème de la Crème verkaufen wollte. Ich glaube, er flirtete sogar mit mir. Meine Intuition rettete mich vor einem finanziellen Genickbruch, und ich lehnte sein Angebot ab.
Nach diesem Gespräch beschloss ich, in Finanzdingen endlich keine Verliererin mehr zu sein. Ich wollte verstehen, warum ich finanziell auf keinen grünen Zweig kam. Weshalb war ich während des kompletten Studiums so blind für diese Themen?
Welche Hürden gab es dabei und wie bist du sie umgangen?
Alexia: Wer studiert, wird darauf konditioniert, nach Abschluss im Angestelltenverhältnis für die Träume anderer zu arbeiten. Man wird Experte für das Verfassen und Auswerten wissenschaftlicher Arbeiten, vergisst aber, die Dinge kritisch zu hinterfragen, sobald sich die Tore der Hochschule ein letztes Mal hinter einem geschlossen haben.
Finanzielle Themen waren nie Gesprächsthema, weder in der Schule und Uni oder in meinem privaten Umfeld – obwohl mir das sehr geholfen hätte.
Denn ich kam hochverschuldet aus dem Studium: BAföG-Schulden, KFW-Schulden… das kombiniert mit meiner anfänlichen Arbeitslosigkeit war perfekt, um komplett lost zu sein.
Mir ist aufgefallen, dass Akademikern jegliche Finanztrainings und Wissen verwehrt werden. Daher musste ich selbstständig an das notwendige Finanzwissen kommen. Ich habe mich mich zunächst hingesetzt und einfach nur gelesen: Bücher, Blogs und und und.
Was war dein erstes Investment?
Alexia: Mein 1. Investment war eine Apple Aktie. Wusste ich damals, was ich tat? Nein. War es eine kluge Investition? Um Gottes Willen 😀 Trotzdem erinnere mich noch, als wäre es gestern gewesen, als ich auf den Kaufen Button drückte.
Denn auch wenn ich die Aktie wieder verkauft habe, als ich endlich eine Strategie hatte, fühlte ich mich, als würde ich endlich erwachsen werden.
Was hast du daraus gelernt? Würdest du es nochmal genauso machen?
Alexia: Ja das würde ich, denn ich wäre heute nicht da wo ich bin, wenn ich keine Fehler gemacht hätte. Mein größtes Learning der letzten Jahre war es auszuprobieren und zu wissen, dass ich wahrscheinlich Fehler machen werden. Diese Fehler benötige ich jedoch, um immer besser zu werden.
Welchen Tipp möchtest du den Lesern in diesem Kontext noch mitgeben?
Alexia: Sei mutig und entscheidungsfreudig. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, deshalb entwickeln sich die meisten auch nicht weiter. Und das ist in Ordnung.
Aber wenn du wachsen möchtest, brauchst du Veränderung. Sei also mutig und wage neue Wege. Irgendwann wirst du dich dann ein meine Worte zurückerinnern und sagen: „Alexia hatte Recht“.
Vielen lieben Dank für deine Antworten, Alexia!
Danke für die Möglichkeit, dass ich meine Gedanke und meine Geschichte mit dir teilen darf, ich liebe es in deinem Blog zu stöbern und finde deine Arbeit wunderbar!
Vielen lieben Dank dir! 🙂 Ich freue mich, dass du dir Zeit genommen hast, deine Geschichte zu erzählen und den Lesen ein paar Impulse mitzugeben 🙂