Insgesamt fällt es uns kulturell bedingt eher schwer, über unser Geld vor anderen zu sprechen. Es gilt als Tabuthema. Doch in jeder Beziehung kommt man nicht drum herum, gemeinsame finanzielle Entscheidungen zu treffen. Ab wann du mit deinem Partner über Geld sprechen solltest und wie ihr eure Finanzen am besten zusammen managt, liest du in diesem Artikel.
Das Wichtigste in Kürze:
- Geld ist ein relevantes Thema in jeder Paarbeziehung. Sprich mit deinem Partner unbedingt rechtzeitig darüber, um so Konflikte zwischen euch vorzubeugen
- Im Laufe eures Lebens werden immer mehr finanzielle Themen auf euch zukommen, die ihr gemeinsam angehen müsst
- Es gibt 3 verschiedene Kontenmodelle, mit denen ihr eure Finanzen organisieren könnt. Ob ihr 1, 2, oder 3 Konten habt hängt von euch und eurer Situation ab
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Warum ist das Thema Geld in der Beziehung so wichtig?
Ob du mit deinen Kollegen über Geld sprichst, wird kaum Einfluss auf dein Leben haben: eventuell schaffst du es, mit ein paar Infos und Tipps von ihnen ein höheres Gehalt für dich zu verhandeln oder wirst neidisch, weil andere mehr verdienen als du. Weitreichendere Konsequenzen wird es nicht haben.
Ob du mit deinem Partner über Geld sprichst, wir aber sehr wohl Einfluss auf dein Leben haben: Wer zahlt wie viel in die Haushaltskasse? Welchen Lifestyle könnt und wollt ihr euch leisten? Welche Ziele habt ihr für die Zukunft?
Eine Studie von YouGov im Auftrag von Tomorrow One fand heraus, dass für 65% der Menschen das Thema Geld in der Beziehung wichtig ist. Doch obwohl fast zwei Drittel es so wichtig findet, die Finanzen in der Partnerschaft zu klären, trauen sich 15% nicht wirklich, mit ihrem Partner über finanzielle Dinge zu sprechen.
Doch das sollten sie unbedingt tun, um Streit zu vermeiden: 52% aller Befragten geben nämlich an, sich schonmal wegen Geld mit dem Partner gestritten zu haben. Dieser Anteil ist bei Partnern mit durchschnittlichem Einkommen höher als bei Gutverdienern.
Wann ist die beste Zeit um mit meinem Partner über Geld zu sprechen?
Im Verlauf einer Beziehung gibt es verschiedene Stationen, in denen Geld eine Rolle spielt:
- Erster gemeinsamer Urlaub
- was können wir uns leisten, welches Budget ist für uns beide in Ordnung?
- Zusammenziehen
- welche Wohnung passt in unser Budget?
- wer übernimmt welche Kosten bei der Miete und im Haushalt?
- Hochzeit
- wie viel kann/darf unsere Hochzeit kosten?
- ist ein Ehevertrag für uns sinnvoll?
- Kinder / Familienplanung
- Wer nimmt wie viel Elternzeit?
- Wer kümmert sich um die Kinderbetreuung bzw nimmt Teilzeit?
- Eigenes Haus
- Welches Haus können wir und leisten?
- Wie regeln wir die Finanzierung?
Meiner Meinung nach ist das Thema Geld zwar nichts fürs erste Date, doch es ist sinnvoll früh mit dem Partner darüber zu sprechen. Das Thema wird das erste mal auf euch zukommen, wenn ihr plant gemeinsam in den Urlaub zu fahren. Denn hier kommen (evtl. höhere) Kosten auf, die euch beide betreffen und niemanden finanziell in Schwierigkeiten bringen sollen.
Diesen Anlass kann man gut nutzen, um grundlegend einmal über das Thema Geld zu sprechen. Denn mit der Zeit werden immer mehr Dinge auf euch zukommen, die euch und euer Geld betreffen. Es ist sinnvoll hier die Ansichten des Partners zu kennen, die Meinungen anzugleichen und auf Grundlage dessen gemeinsam Pläne zu erstellen.
Wie können wir unsere Finanzen gemeinsam regeln?
Die Möglichkeiten sind hier so verschieden wie die Arten von Beziehungen, die es gibt. Folgendes Vorgehen kann euch helfen:
Schritt 1: Kommunikation
Sprecht darüber, wie euer jeweiliges Verständnis von Geld ist. Wie viel verdient ihr, wie viel davon kann ausgegeben und wie viel zur Seite gelegt werden? Welche Prioritäten setzt ihr euch bei euren Finanzen? Was sind eure langfristigen (finanziellen) Ziele? Welche Bedenken habt ihr im Umgang mit Geld?
Sei dir hierbei bewusst, dass dein Partner andere Ansichten und Vorstellungen haben kann als Du es hast.
Neben eurer Einstellung zu Geld und den täglichen Finanzen solltet ihr auch klären, wie es um euer Vermögen derzeit steht: Wie viel konnte bereits angespart werden? Wie wurde das Geld angelegt? Bestehen eventuell noch Schulden?
Es lohnt sich, dieses Gespräch offen und ehrlich zu führen. Auch wenn es dir im ersten Moment vielleicht komisch vorkommen mag, so viel von dir preis zu geben: Nur wenn dein Partner weiß, wie du über Geld denkst und was dir dabei wichtig ist, habt ihr die Chance gemeinsam Ziele und Lösungen für euch beide zu entwickeln.
Schritt 2: Haushaltskasse
Spätestens wenn ihr zusammen zieht, müsst ihr euch überlegen wer von euch was im Haushalt zahlt. Beliebt ist die 50:50 Aufteilung, bei der jeder jeweils genau die Hälfte der anfallenden Kosten zahlt. Gerade dann, wenn ihr noch nicht ganz so lange zusammen seid, mag dies eine Lösung sein auf die man sich schnell einigen kann.
Wenn einer von euch allerdings ein deutlich höheres Einkommen hat als der andere, ist diese Lösung auf Dauer nicht fair und praktikabel. Möglich ist hier zum Beispiel, dass jeder anteilig zu seinem Einkommen Geld in die Haushaltskasse einzahlt.
Schritt 3: 1-2-3-Kontenmodell
Überlegt euch, welches Kontenmodell für euch am besten funktioniert. Hier gibt es drei verschiedene Möglichkeiten, die ihr nutzen könnt:
1-Konto-Modell
In diesem Modell habt ihr beide nur ein gemeinsames Girokonto, das ihr euch teilt. Auf diesem Konto geht jeweils euer Gehalt ein und es wird für alle eure Ausgaben verwendet – ganz gleich ob die Ausgaben
- euer gemeinsames Leben betreffen (zB Miete, Lebensmitteleinkauf, Anschaffung Waschmaschine etc.)
- oder nur für einen von euch sind (neuer Haarschnitt, künstliche Fingernägel, neuer Gaming-PC etc.).
➕ wenig rechnen, da nur eine Kasse | ➖ evtl Konflikte wenn man nicht mit allen Kaufentscheidungen des Partners einverstanden ist |
2-Konten-Modell
Das Zwei-Konten-Modell ist das Gegenteil von 1-Konto-Modell: Hier behaltet ihr beide euer eigenes Girokonto und pflegt getrennte Buchführung. Gemeinsame Ausgaben werden von euch notiert und aufgeteilt. Um hier die Übersicht zu behalten wer was schon bezahlt hat, helfen euch zum Beispiel Apps wie SplitWise.
➕ keine Umstellung eurer bisherigen Konten notwendig | ➖ aufwendig, da alles auseinanderdividiert werden muss |
3-Konten-Modell
Das Drei-Konten-Modell ist eine Kombination aus den beiden vorher genannten Modellen: Hier behält jeder sein Girokonto, zudem wird ein zusätzliches Konto eröffnet, auf das ihr beide Zugriff habt. Dieses Konto wird für alle Ausgaben verwendet, die euch beide betreffen, zum Beispiel alles was bei euch im Haushalt an Kosten anfällt.
Hinweis: viele Banken verlangen Geld für ein zusätzliches Girokonto, wenn nicht mindestens 700€ pro Monat darauf eingehen. Schaut also, dass ihr zum Beispiel auch eure Miete über dieses Konto laufen lasst, um die zusätzlichen Kosten zu umgehen. Ein paar Banken wie die Santander bieten auch Girokonten ohne Mindesteinkommen an, die ihr für das Gemeinschaftskonto nutzen könnt.
➕ ihr könnt zwischen gemeinsamen und individuellen Kosten trennen | ➖ ein zusätzliches Konto muss eröffnet und Daueraufträge müssen ein- bzw. umgestellt werden |
Schritt 4: finanzielle Ziele
Da ihr nun in den Schritten 1-3 eure Finanzen für den Alltag geregelt habt, ist es an der Zeit in die Zukunft zu blicken: Was habt ihr vor im Leben? Was sind eure Ziele? Wie wollt ihr euch fürs Alter absichern?
Macht euch gemeinsam einen Plan und überlegt euch, wie viel ihr dafür jeden Monat zurücklegen könnt und wollt.
Tipps für eure gemeinsamen Finanzen
Wissensstand klären
Wie man richtig mit Geld umgeht, wie man es anlegt und wo es sich lohnt zu sparen, das lernt man (leider) nicht in der Schule. Diese Dinge müssen wir und selbst nach und nach aneignen. Das geht durch Bücher, Kurse, Seminare, Artikel und eigene Recherche, sowie durch die Erfahrungen, die man im Leben mitnimmt.
Finde heraus, auf welchen Wissensstand du selbst bist und auf welchen dein Partner ist. Analysiert dafür zum Beispiel, wie ihr in der Vergangenheit mit Geld umgegangen seid, warum ihr so gehandelt habt und welche finanziellen Entscheidungen ihr als „gut“ oder „schlecht“ bewerten würdet.
Hier könnt ihr unter Umständen eine ganze Menge voneinander lernen. Auch Weiterbildung zum Thema Finanzen ist in jedem Fall zu empfehlen, denn wir alle lernen nie aus.
Budgetierung
Es kann helfen, für die gemeinsamen Ausgaben Budgets aufzustellen. Damit habt ihr eine klare Vorstellung, wohin euer Geld jeden Monat fließt und müsst keine Bedenken haben, dass der Partner mehr Geld ausgibt als ihr möchtet. Auch wenn es hierbei natürlich nicht auf den einzelnen Euro ankommt, ein grundsätzlich gleiches Verständnis davon, wie viel Geld für was ausgegeben werden sollte, kann Konflikte zwischen euch vermeiden.
Rollenaufteilung
Im Gegensatz zu Singles müsst ihr nicht alles alleine organisieren, sondern könnt euch dabei aufteilen, wer welche Aufgabe übernimmt. Einer von euch geht zum Beispiel darin auf, alles sauber zu notieren um den vollen Überblick zu haben. Der Andere mag das weniger, dafür kennt er sich aber beim Thema Steuern und Versicherungen besser aus. So ist es sinnvoll, dass ihr euch dir Themen aufteilt und jeder den Part übernimmt, der ihm/ihr mehr liegt.
Langsam steigern
Wenn ihr gerade erst ein paar Monate zusammen seid, ist es vielleicht nicht ganz so sinnvoll, gleich alle Geldströme auf nur ein gemeinsames Konto umzustellen. Und auch, wenn ihr schon 10 Jahre zusammen seid, ist es keine Pflicht dass ihr das tut. Verbieten kann es euch aber in beiden Fällen auch niemand.
Die Regeln bestimmt ganz allein ihr: Tastet euch langsam heran und entscheidet für euch, wie viel ihr mit dem anderen bereits teilen wollt und wie viel nicht.
Gemeinsame Werte
Geteilte Werte und Vorstellungen helfen euch beim Thema Geld: denn sie sind meist Grundlage für die finanziellen Entscheidungen, die ihr trefft. Diskutiert eure Werte und schaut, dass ihr hier einen gemeinsamen Nenner findet.
Fazit
Es ist wichtig mit dem Partner rechtzeitig über Geld zu sprechen, da im Laufe der Zeit einige, wahrscheinlich nicht ganz einfache finanzielle Entscheidungen auf euch zukommen werden. Spätestens beim Zusammenziehen, eigentlich aber schon bei der Buchung des ersten gemeinsamen Urlaubs ist ein Gespräch über eure Finanzen daher eigentlich unvermeidlich.
Die beschriebenen 4 Schritte können euch helfen, eure Finanzen gemeinsam zu organisieren und stets den Überblick zu behalten. Zudem ist es sinnvoll, gemeinsame Budgets aufzustellen und euch zum Thema Finanzen weiterzubilden.
Ich finde, wenn man von Anfang an offen über das Thema Geld und die eigenen Ansichten dazu spricht, nimmt es dem ganzen Thema viel emotionalen Druck raus. Wenn dann so Sachen wie Zugewinngemeinschaft vs. Ehevertrag geklärt werden, kann man das neutral und fair durchdiskutieren. Aber auch die Kinder- und Betreuungsfrage ist wichtig, gerade was Altersvorsorge angeht. Da sehe ich noch viel im Argen.
Mein abschreckendes Beispiel war eine Tante, die nach dem Tod ihres Mannes nicht mal wusste, wie man Geld abhebt und sich dann nichts zu essen kaufen konnte. Es sollte also immer ein gemeinsames Thema sein und auch, wenn sich einer hauptverantwortlich kümmert, darf sich der andere trotzdem nicht zurücklehnen.
So sehe ich das auch! Je eher einem das bewusst wird, umso besser
Ich finde das Thema generell schwierig. Wichtig ist es, klar, aber einfach ist es nicht, das erste mal darüber zu sprechen. Man weiß ja da noch gar nicht, wie der andere reagieren wird
Ganz easy ist es nicht, da stimme ich dir zu. Sinnvoll finde ich daher, wenn man als Anknüffungspunkt einen Anlass nimmt, an dem sowieso über Geld gesprochen wird, zB wenn eine neue Anschaffung oder der nächste Urlaub ansteht.