„Künstliche“ Renditen? Was du über alternative Investments auf dem Kunstmarkt wissen musst

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In einer der letzten Ausgaben der Zeitschrift finanzielle stolperte ich über eine Doppelseite, auf der Investments in Kunst-Objekte vorgestellt worden. Mein erster Gedanke war: Wieso das? Ich hatte noch nie überlagt, mein Geld in Kunst anzulegen, musste man dafür nicht sowieso ziemlich viel auf der hohen Kante haben?

Unter Kunst verstand ich bis dato mehr eine Leidenschaft als ein Investment. Allerdings muss man heutzutage, wenn man alternative Investments auf dem Kunstmarkt nutzen will, auch längst nicht mehr nur in die Werke alter Meister investieren.

Alternative Investments Kunstmarkt investieren in Kunst

Ich beschloss, der Sache mal auf den Grund zu gehen und habe in diesem Artikel die traditionellen und modernen Möglichkeiten zum Investieren in Kunst zusammengeschrieben.

Der klassische Kunstmarkt

Die Idee von Investment in Kunst – Ist das überhaupt Geldanlage?

Kunstwerke sind eine mögliche Anlageform, jedoch nicht eine im klassischen Sinne. Hierbei steht nämlich der finanzielle Wert eines Bilds oder einer Skulptur eher im Hintergrund – primär geht es Käufern um die Kunst an sich, die sie mögen und die einen ideellen Wert für sie hat.

Diese können sie z.B. bei sich zu Hause nett platzieren – so ist sie im Alltag präsent und vermittelt Prestige für Besucher. Dies steht im Gegensatz zu fast allen anderen Geldanlagemöglichkeiten: Aktien, Fonds und Krypto handelt man mittlerweile online, bares Gold, teure Uhren und Schmuck verwahrt man im Safe und von Mietimmobilien fallen nur selten mit dem eigenen Wohnort dicht zusammen und sind tendenziell auch nicht unbedingt das, womit man vor anderen groß rauskommen will.

Hier ist es dann eher das selbst bewohnte Eigenheim, welches repräsentativ ist. Genau wie Kunst kauft man dieses auch in erster Linie nicht zum Zweck der Geldanlage, sondern um darin zu Wohnen, genug Platz und eine schöne Zeit mit den Lieben zu haben und alles so gestalten zu können, wie man es haben möchte.

Viele sehen auch den Kauf des Eigenheims als Geldanlage an, da man hier zu Beginn Geld einsetzt und fortlaufend einen Kredit tilgt, sodass das Haus und dessen Wert irgendwann einem selbst gehört. Zudem fällt beim Umzug ins eigene Haus in den meisten Fällen die Miete weg, die man zuvor an den Vermieter und damit in fremde Tasche zahlte.

Man muss beim Eigenheim allerdings berücksichtigen, dass fortlaufend – mal mehr, mal weniger – Umbau- oder Renovierungsarbeiten notwendig sind, die ebenfalls Geld kosten. Mehr Geld, als man beim Verkauf des Hauses on top auf den Kaufpreis draufrechnen kann. Zudem tilgt man mit den Darlehensraten ja nicht nur den Kredit, sondern zahlt gleichzeitig Zinsen an die Bank. Daher ist der Kauf des Eigenheims für mich mehr eine Lifestyle-Entscheidung, als eine Entscheidung, aktiv Geld anzulegen.

Es gibt jedoch ein paar Asset-Klassen wie Luxus-Uhren oder Oldtimer, die dem Prinzip von Kunstgegenständen näher kommen. Teure Armbanduhren kann man zwar am Handgelenk tragen, wird man in der Regel aber eher seltener, wenn man sie als Geldanlage gekauft hat, um den Wert zu wahren. Genauso ist es mit Oldtimern, nutzt man diese als Auto für den täglichen Bedarf ist das Risiko groß, dass sie sich abnutzen und nicht mehr voll funktionsfähig sind (Ersatzteile sind ja oft schwer zu bekommen) oder in einen kleineren Unfall verwickelt werden und damit erheblich an Wert verlieren.

Lohnt sich das? Cash Flows beim Thema Kunst

Im Gegensatz zu Aktien und vermieteten Immobilien, die durch Dividenden und Mieteinnahmen regelmäßige Einkünfte erzielen, erwirtschaftet Kunst keinen Cash Flow in deine Richtung – sondern eher einen wieder von dir weg. Kosten für den Versand des Kunstobjekt zu dir, für die Versicherung sowie eventuell für Instandhaltung und Lagerung gehen ebenso wie der Kaufpreis auf deine Rechnung.

Jedoch gibt es einen entscheidenden Faktor, der die Kunst für Sammler auch als Geldanlage attraktiv macht: Wertstabilität. Während Aktien und Fonds Schwankungen sowie den normalen Konjunkturzyklen unterliegen und Immobilien beim in die Jahre kommen an Wert verlieren (zumindest dann, wenn Du nicht in Renovierungen investierst), sind die Preise auf dem Kunstmarkt vergleichsweise stabil. Auch hier gibt es Schwankungen, die auch damit einher gehen, dass viele Sammler ebenfalls an der Börse investiert sind. Ein Totalverlust ist jedoch quasi ausgeschlossen – insbesondere dann, wenn es um die Werke eines bekannter Künstler geht, sogenannten blue chips (ähnlich wie bei Aktien).

Das Kunsthaus Artes sieht bei unbekannten Künstlern Möglichkeiten für einen Einstieg mit wenig Kapital und für große Wertsteigerungen, gleichzeitig aber auch hohe Risiken. Die Risiken entstehen dadurch, dass es hier natürlich entsprechend weniger Leute gibt, die dir das Kunstwerk wieder abkaufen wollen. Mit Arbeiten von aufstrebenden Künstlern gebe es ebenso Chancen, hohe Renditen zu erzielen, hier sei aber viel Recherchearbeit nötig. Werke bekannter Künstler seinen einfacher zu finden, leicht zu kaufen uns wertstabil – doch auch mit entsprechend hohen Kosten für das Kunstwerk an sich und die Händlerprovision verbunden. 

Um also Schnäppchen zu machen oder besonders hohe Renditen zu erzielen, muss man Branchenwissen mitbringen. Auch ein Netzwerk und Kontakte zu Künstlern sind hier vorteilhaft. Dies beiden Punkte machen es Einsteigern schwer, auf den klassischen Kunstmarkt Fuß zu fassen, oder macht es gar unmöglich.

Doch ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass der Kunstmarkt profitabler ist, als man zunächst annimmt: Im Zeitraum von 1985 bis 2018 glichen die Renditen auf dem Kunstmarkt etwa denen von hochverzinslichen Anleihen und übertrafen damit die allermeisten Aktien. Gemäß des 7. Art & Finance Reports von Deloitte hat sich dieser Kurs trotz der Corona-Pandemie fortgesetzt und Kunst ist zu einem festen Part in der Vermögensverwaltung geworden.Experten versuchen durch den Artprice 100© index die Wertentwicklung am Kunstmarkt abzubilden.

Wie kann man nun also doch daran teilhaben?

Moderne Anlagemöglichkeiten zum Investieren in Kunst

Kunstfonds

Neben dem Erwerb von einzelnen Werken hat man heutzutage die Möglichkeit, Anteile an einem Kunstfonds zu kaufen. Hier wird das Risiko der Investition in dem Sinne gestreut und reduziert, dass neben den Werken bekannter Künstler auch Arbeiten aufstrebender und wenig bekannter Künstler enthalten sind.

Die Kunstfonds sind in der Regel „geschlossen„, das heißt sie nehmen nur eine bestimmte Anzahl von Anlegern auf und erwarten von diesen eine Mindestanlagesumme.

Zudem kommt, dass sie aktiv gemanaged sind, was sich die Fonds-Gesellschaft natürlich bezahlen lässt. Auch die Kosten für die Versicherung und Lagerung der Kunstgegenstände sind von den Anlegern zu tragen.

Fractional Investments

Möchte man die Fonds-Management-Gebühren umgehen, dann kann man einen Blick auf Fractional Investments in Kunstbereich werfen. Über Anbieter wie arttrade kann man ab 250€ sogenannte Security Token kaufen, digitale Anteile an bekannten Kunstwerken. Die Summe alles ausgegebenen Anteile bildet dabei den Gesamtwert des Kunstwerks ab.

Die Werke selbst werden hier öffentlich zugänglich in Galerien, Museen oder in firmeneigenen ArtSpaces ausgestellt. arttrade möchte auf diese Weise möglichst vielen Menschen einen Zugang zur Kunst und zum Kunstmarkt ermöglichen.

NFTs

Unsere Welt wird immer digitaler und dies ist auch in der Kunst-Szene angekommen. NFTs (non-fungible-tokens) sind digital erschaffene und gespeicherte Vermögenswerte – nicht kopierbar und jeweils mit einem bestimmten Eigentümer verbunden. Dies hat sich mittlerweile auch auf dem Kunstmarkt etabliert. Über Online-Anbieter wie Opensea können digitale Kunstwerke als NFTs heutzutage einfach erworben werden.

Aber Vorsicht, der Kauf von NFTs gilt als riskant: ob sich dies wirklich auf lange Sicht als profitable Geldanlagemöglichkeit etabliert, steht noch lange nicht fest, dies muss erst die Zeit zeigen.

Fazit zum modernen Kunstmarkt

Alle die Möglichkeiten, am Kunstmarkt zu partizipieren, bieten sowohl Vor- als auch Nachteile. Am markantesten finde ich hier aber die Tatsache, dass dies mit der eigentliche Idee, dass man Kunst kauft für Zierde und Prestige, nicht mehr viel gemeinsam hat.

Man besitzt die Kunst in Kunstfonds oder Fractional Investments ja in dem Sinne nicht, sondern hat nur einen Anteil daran, ganz so wie man mit Aktien einen Anteil an einem Unternehmen besitzt. Auch bei NFTs besitzt man kein Kunstwerk im klassischen Sinne, sondern (lediglich) ein digitales Bild, das von der Handhabung ähnlich ist wie ein nicht ausgedrucktes Foto.

Künstlich erschaffene Geldanlage?

Wie oben schon genannt, hat der Kauf von Wertgegenständen auf den klassischen Kunstmarkt nicht unbedingt viel mit klassischer Geldanlage gemeinsam. Das Finanzielle steht nicht im Mittelpunkt und man hat keine laufenden Einnahmen, sondern laufende Kosten – ähnlich zum selbst bewohnten Einfamilienhaus.

Bei den modernen Varianten des Kunsthandels wird das Finanzielle in den Mittelpunkt gerückt, hier geht jedoch der eigentliche Gedanke des Kunstkaufens – etwas zu besitzen, das einem selbst gut gefällt, an dem man sich im Alltag erfreut und das einem Prestige verleiht – verloren.

Das macht deutlich, dass beides irgendwie gar nicht so gut zusammen passt. Ist die Geldanlage in Kunstobjekten also nur eine Marketingstrategie, mit der man Kunstwerke besser verkaufen will?

Dagegen spricht, dass die Wertentwicklung am Kunstmarkt über die letzten Jahrzehnte zugenommen hat, Investitionen hier ziemlich profitabel waren. Jedoch mag dies auch daran liegen, dass die Kunstbranche seit 1985 an Interesse für Investoren gewonnen hat – durch die Vermarktung als attraktive Geldanlage?

Ich für meinen Teil habe noch nie verstanden, wie die Preise zustande kommen, für die Kunst gehandelt wird. Teilweise zahlt man ja mehr Geld für ein Kunstwerk als für eine Luxus-Villa. Wie geht das? Bei Immobilien kann man den Preis anhand der Lage, der Größe und der Ausstattung beziffern. Bei Aktien (zumeist) anhand der Ertragssituation der Firma sowie der Nachfrage an der Börse. Bei Rohstoffen anhand der Nachfrage auf dem Weltmarkt.

Und bei Kunstwerken? Anhand der Anzahl der Menschen, die es haben wollen? Natürlich spielt hier die Bekanntheit des Künstlers eine Rolle, doch gerade in der modernen Kunst ist das Motiv an sich, die Technik des Erstellens eher nebensächlich geworden. Auch die Aussagekraft hinter dem Werk rückt mehr in den Hintergrund – viele Bilder und Skulpturen wie auch die Werke von Joseph Beuys verweigern  eine klare Aussage und lassen stattdessen einen breiten Interpretationsspielraum für den Betrachter.

Wird also die Kunst als Geldanlageform gepusht, um künstlich Nachfrage auf dem Kunstmarkt zu generieren? Man kann hier nur Vermutungen anstellen.

Sicher weiß man aber, dass der Kunstmarkt für Außenstehende wie mich und vielleicht auch dich als Leser undurchsichtig und schwer zu greifen ist. Wirklich verstehen tun ihn vor allem die Künstler selbst und die Kunsthändler, welche ein großes Interesse daran haben, den Preis der gehandelten Kunstwerke stetig nach oben zu treiben.

Fazit

Der Kunstmarkt ist grundsätzlich ein spannendes Phänomen mit viel Potenzial. In kürzerer Vergangenheit haben es einige moderne Konzepte geschafft, Kunst auch für die breite Masse als Anlageform zugänglich zu machen. Hierbei kauft man jedoch das Kunstwerk nicht als ganzes und stellt es bei sich zu Hause auf, sondern erwirbt nur Anteile daran.

Um in Kunst zu investieren, solltest Du dich auf dem Kunstmarkt zumindest grundlegend auskennen. Nur dann kannst Einschätzungen zum Wert der Kunstobjekte und Künstler treffen, und auch vor Fälschungen ist man nie gefeit. Als Nicht-Kunstkenner würde ich die alternativen Investments auf diesem Markt als ziemlich riskant bezeichnen, da Preisbildung und Wertentwicklung für mich ziemlich untransparent sind.

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Disclaimer: Keine Anlageberatung! Bitte mache selbstständig recherchen, bevor du dein Geld investierst

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