Nebenberuflich Lernen: meine Prüfung als Immobiliardarlehensvermittler

Für meinen früheren Arbeitgeber musste ich aus rechtlichen Gründen bei der IHK eine Prüfung ablegen. Es war die IHK-Prüfung nach §34i der Gewerbeordnung (GewO), auch bekannt als Prüfung zum Immobiliardarlehensvermittler oder als „Sachkundeprüfung“. Ich habe zwar selber nie Darlehen vermittelt und das war auch nicht mein Ziel, für meinen Job in der Firma war es dennoch notwendig, da ich mit Kundenakten in Berührung kam. In diesem Bericht erzähle ich dir von meinen Erfahrungen, zum Ablauf und zur Vorbereitung auf die Prüfung und habe 4 Tipps für dich, wenn du die Prüfung ebenfalls bestehen willst.

Background: Mein Start in der Firma

Als ich in der Firma begann, war Corona noch ein großes Thema. Meine Jobinterviews fanden online statt, ich war also an meinem ersten Tag das erste mal vor Ort – und dies eigentlich auch vor allem, um meinen Laptop anzuholen. Man bemühte sich sehr, mit trotz Lockdown einen guten Start zu ermöglichen. Es gab ein umfangreiches Einarbeitungsprogramm (online) und mir wurde ein Pate zur Unterstützung zur Seite gestellt, was hilfreich war.

Dass zu dieser Zeit kaum jemand im Büro war, fand ich jedoch weniger gut. Meine Möglichkeiten, das Team kennen zu lernen, waren damit nämlich leider sehr begrenzt. Hinzu kam, dass sich durch das Firmen-Einarbeitungsprogramm (3-4 Wochen) und meine Vorbereitung auf die Sachkunde-Prüfung im Anschluss auch erstmal ein wenig künstlicher Abstand von den anderen ergab, da ich in dieser Zeit wenig bis kaum mit ihnen zusammenarbeitete.

Dass ich die Prüfung bei der IHK überhaupt ablegen musste, fand ich erst ein bisschen merkwürdig, schließlich hatte ich bereit mein Studium abgeschlossen und im Anschluss in einer Bank gearbeitet, was mich eigentlich hätte genügend qualifizieren sollen. Das Ganze hatte jedoch rechtliche Gründe.

Meine Vorbereitung auf die Prüfung

Zur Vorbereitung standen mir grundsätzlich drei verschiedene Hilfsmittel zur Verfügung:

  • ein Lehrbuch
  • ein Portal mit ca. 15-20 kurzen Erklär-Videos
  • ein Portal mit Fragen, mit denen man sein Wissen testen konnte
  • verschiedene Fälle für die mündliche Prüfung

Für fachliche Fragen zur IHK-Prüfung gab es in der Firma einen zentralen Ansprechpartner. Ich hatte einige Termine mit diesem und einer anderen Mitarbeiterin aus der Firma, die die Prüfung im gleichen Monat absolvieren musste. Mehrere Meetings wurden zudem aufgesetzt, um die mündliche Prüfung zu erklären und zu simulieren.

Zuerst fand ich es recht schwierig, einen Zugang zu den Inhalten zu finden. obwohl es durchaus Überlappungen mit dem Einarbeitungsprogramm gab und ich vieles durch meine Arbeit in der Bank kannte. Die Informationen waren für die Sachkundeprüfung ganz anders aufbereitet, als ich es gewohnt war. In der Uni gab es zum Beispiel immer Präsentationen, die man sich anschauen konnte, oder Skripte. Nun hatte ich nichts zum Nachlesen als ein Buch mit über 400 Seiten, das recht mühselig durchzuarbeiten war.

Erfahre hier, wie du einen Zugang zum Thema Immobilien als Kpitalanlage findest.

Lernvideos

Ich hatte Zugang zu einem Portal von Going Public, auf dem man sich kleinere Lernvideos (meistens je ca. 5 Minuten lang) zu ausgewählten Themen anschauen. Die Lernvideos vermittelten viel Wissen in kurzer Zeit, dabei wurden die Prozesse und Sachverhalte jedoch mehr beschrieben als erklärt. Dadurch war das Tempo in dem die Inhalte abgespielt wurden, recht schnell. Ich fand es zu schnell, um alles direkt aufnehmen zu können, insbesondere dann, wenn man sich mit dem Themenfeld zuvor noch nicht intensiv beschäftigt hatte.

Hinzu kam, dass einige Fachwörter neu für mich waren und ich diese erst nachschlagen musste, um den Kontext des Videos zu verstehen. Ich probierte dann ebenso, die Infos aus den Videos mitzuschreiben, Schreiben hatte mir immer schon geholfen, Dinge zu ordnen und besser zu verstehen. Allerdings brauchte ich so um ein Lernvideo durchzuschauen vergleichsweise viel Zeit.

Mit Youtube-Videos konnte ich grundsätzlich besser lernen als mit den Lernvideos hier, denn dort werden die Themen mehr erklärt und Fachbegriffe veranschaulicht. Leider wurden in den Lernvideos auch längst nicht alle relevanten Themen behandelt, ich sah mir jedoch alle an um die Inhalte mitzubekommen.

Frage-Portal

Nun ja, dachte ich, einige Inhalte kenne ich ja schon aus dem Einarbeitungsprogramm, probiere ich doch mal die Fragen aus. Ein bisschen was wird ich ja schon wissen und auch aus falschen Antworten kann man ja lernen.

Also probierte ich das Frage-Portal aus. Hier gab es verschiedene Themenblöcke, die man hintereinander für sich freischalten konnte, indem man die Fragenbögen richtig beantwortete. Ganz so gut wie vorgestellt funktionierte das aber nicht, denn die Fragen waren sehr spezifisch und komplex gestellt. Bei einigen dauerte es allein einige Zeit zu verstehen, worauf sie genau abzielten. Hinzu kam, dass die Antwort-Alternativen oftmals ähnlich und irreführend waren. Demnach waren meine Scores auf den Fragen-Portal zu Beginn nicht gerade hoch. Nicht selten auch deshalb nicht, weil ich nicht genau genug gelesen hatte.

Als Unterstützung beim Lernen ist das Fragen-Portal gar nicht schlecht, aber man kann meiner Meinung nach nicht das grundlegende Wissen für die IHK Prüfung als Immobiliardarlehensvermittler daraus ziehen.

Lehrbuch

Das Lehrbuch* hatte ich eigentlich mehr zum Nachschlagen von einzelnen Themen und Fragestellungen gedacht. Es ist ein umfangreiches Buch mit mehr als 400 Seiten, ich hatte nicht vor, es von vorn bis hinten durchzulesen. Außerdem war es inhaltlich anders aufgebaut als die Lernvideos und Fragen in dem Portal.

Doch mir blieb keine andere Wahl. Ich arbeitete also das Buch durch, markierte mir die wichtigsten Dinge und schrieb abschnittsweise eine Zusammenfassung daraus auf. Das war für mich eine sehr gute Entscheidung, die ich hätte schon zu Beginn der Lernphase treffen sollen.

Mit der Zusammenfassung konnte ich so lernen, wie ich es aus der Uni kannte. Es gibt jedoch verschiedene Lerntypen und daher ist es gut, dass neben dem Lehrbuch auch noch Hilfestellungen über das Lern-Portal angeboten worden sind.

Tipp I: Schreibe dir deine eigene Zusammenfassung! Nutze dafür das Lehrbuch (oder auch mehrere), Fragen und Antworten aus dem Portal sowie Informationen aus den Internet zu allen abgebildeten Themenblöcken, der Immobilien-Branche im Allgemeinen und wirtschaftlichen Zusammenhängen.

Lernen zu Lernen

Die Zusammenfassung ergänzte ich um Inhalte aus den Lernvideos – beides war inhaltlich nämlich leider nicht deckungsgleich. Und damit lernte ich dann. Ich musste auch erst wieder herausfinden, wie Lernen überhaupt geht: seit meiner letzten Prüfungsphase in der Uni vor einigen Jahren hatte ich nichts mehr so intensiv gelernt. Dementsprechend musste ich mich hier erst wieder in den Prozess rein finden. Auch dies kostete Zeit – Zeit die man mit einkalkulieren sollte, wenn man sich auf die IHK-Prüfung als Immobiliardarlehensvermittler und insgesamt auf Prüfungen im Berufsleben vorbereitet.

Tipp II: Plane dir genug Zeit für das Lernen ein. Gerade dann, wenn man schon ein paar Jahre im Job ist, ist man es nicht gewohnt, auf den Schlag wieder so viel auswendig zu lernen und braucht entsprechend Zeit, um sich wieder neu einzufinden.

Simulation Beratungsgespräch

Natürlich musste nicht nur der schriftliche Teil, sondern auch die mündliche Prüfung vorab geübt werden. Man sollte dabei ein Beratungsgespräch simulieren, welches allerdings mit einer normalen Beratung nicht mehr viel zu tun hatte. Genauestens war vorgegeben, welche rechtlichen Aspekte genannt werden mussten, wie das Gespräch aufgebaut wurde und natürlich auch, welche Dinge abgefragt werden mussten. Natürlich hätte man dies alles befolgen und die Situation mit ein paar Anekdoten oder einfach ein paar netten Worten ausschmücken können, doch die verfügbare Zeit war ebenfalls vorgeschrieben: 15 Minuten hatte man, um das Gespräch aufzubauen, die wichtigsten Dinge zu erfragen und dem Kunden ein Finanzierungsangebot zu machen. Da bleibt nicht viel Zeit übrig.

Die ersten Male, als ich dies mit meiner Patin aus der Firma zusammen übte, war ich weit über der Zeit. Zudem war meine Beratung natürlich alles andere als perfekt und den Vorgaben entsprechend. Ich brauchte ein bisschen Übung, bis ich das Gefühl hatte, dass der Ablauf und das Handling richtig sitzt und mein Gespräch möglicherweise als „bestanden“ gewertet werden konnte.

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Zum Glück kann man sich aber in dem Sinne ganz gut auf die mündliche Prüfung zum Immobiliardarlehensvermittler vorbereiten, dass einem die verschiedenen Prüfungsfälle zur Verfügung gestellt werden. Man darf sie sich sogar ausdrucken und mit in die Prüfung nehmen.  Auch gibt es eine Reihe an Hilfsmitteln wie Zins- und Tilgungstabellen, die ebenfalls mitgenommen werden dürfen.

Tipp III: Übe die Prüfungs-Simulation häufig. Deine mündliche Prüfung muss exakt den IHK-Vorgaben entsprechen – ein Beratungsgespräch dieser Art ist eher unnatürlich und daher nicht intuitiv zu bestehen.

Meine Prüfung als Immobiliardarlehensvermittler

Leider konnte meine Sachkundeprüfung nach §34i der Gewerbeordnung nicht in meiner Stadt stattfinden, ich musste dafür nach Leipzig fahren. Morgens musste ich schon früh vor Ort sein, sodass ich schon am Abend zuvor aus Hannover hingefahren bin. Als ich ankam, saß vor dem Prüfungszimmer schon eine Frau, die gerade noch einmal ihre Karteikarten durch ging. Wir begannen uns zu unterhalten, was recht gut tat gegen die Aufregung.

In den vorherigen Wochen hatte ich so viel gelernt, dass ich bestimmte Fragen und Thema schon nicht mehr sehen konnte. Mehr ging nicht. Das war bei mir schon immer so, ich habe für Prüfungen immer mehr gelernt als Not tat, um damit auf der sicheren Seite zu sein. Noch nie bin ich mit dieser Methode durch eine Prüfung durchgefallen – und ich wollte auch nicht damit anfangen. Es setzte mich nicht wenig unter Druck, dass die Firma Geld investiert und mir im Arbeitsalltag Zeit freigeräumt hatte, damit ich mich vorbereiten und dir Prüfung absolvieren konnte. Hinzu kam, dass ich noch nicht richtig im Team angekommen war und einen Teil meiner Kollegen noch nie live gesehen hatte. Was für einen Eindruck würde es machen, wenn sie als erstes von mir wüssten, dass ich durch die Prüfung gefallen war?

Tipp IV: Schreibe dir deine eine Liste mit allen Hilfsmitteln und Dingen, die Du in die Prüfung mitnehmen kannst, um nichts wichtiges zu vergessen.

Schriftlicher Teil

Insgesamt waren wir ca. 25-30 Leute, die an diesem Tag die Prüfung als Immobiliardarlehensvermittler absolvierten. Der schriftliche Teil war abermals in zwei verschiedene Teile aufgeteilt, die beide bestanden werden mussten. Der eine drehte sich um rechtliche Grundlagen, das andere um die Finanzierung von Immobilien. Es gab Multiple Choice Aufgaben, bei denen jeweils gekennzeichnet war, ob nur eine Antwort oder mehrere richtig waren – war ich sehr benutzerfreundlich fand. Waren mehrere Antworten richtig, so konnte man sich sicher sein, dass es maximal die Hälfte der vorgegebenen Möglichkeiten war. Zudem gab es zwei kleinere Rechenaufgaben.

Ich und die anderen Prüflinge haben unsere Sachkundeprüfung nach §34i GewO noch auf Papier ausgeteilt bekommen. Zusammen mit einem Antwortbogen, auf dem wir unsere Antworten mit Kreuzen auswählen mussten. Dieser Bogen wurde anschließend maschinell eingelesen. Von einer Bekannten habe ich erfahren, dass dies nicht mehr unbedingt der Standard ist und es auch IHKs gibt, bei denen man die Antworten direkt online eintragen kann.

Für beide schriftlichen Teile gab es einen separaten Bearbeitungszeitraum mit kurzer Pause dazwischen. Die Zeit war allerdings kaum mein Problem, das kannte ich von der Uni ganz anders. Viel mehr machte es mir zu schaffen, dass die Inhalte der Fragen weit über das hinaus gingen, was in meinem Lehrbuch und auf dem Online-Portal thematisiert worden war. Zum Beispiel Baulasten wurden in den Materialien zur Vorbereitung nie erwähnt, waren aber Bestandteil der Prüfung. Durch meinen Background (Studium + Arbeiten in einer Bank) konnte ich einiges ableiten oder aus dem Allgemeinwissen ziehen, trotzdem fand ich das nicht ganz fair.

Bekanntgabe Ergebnisse

Zwischen dem schriftlichen und dem mündlichen Prüfungsteil gab es eine Pause von ca. 1 1/2 Stunden. Wir gingen raus an die frische Luft und tauschten uns in der Gruppe aus, über unsere Antworten und allgemein über unsere Situation. Die Gruppe war bunt zusammengewürfelt, aus Menschen jeglichen Alters, Berufs und mit Wohnorten über ganz Norddeutschland verteilt.

Nach der Pause wurden wir wieder in den Prüfungsraum geholt, in dem dann unser Ergebnis bekannt gegeben wurde: Nur, wer die schriftliche Prüfung zum Immobiliardarlehensvermittler bestanden hatte, der wurde auch für die mündliche Prüfung zugelassen. Diese lag auch direkt im Anschluss, was, wie ich mitbekommen habe, auch nicht immer der Fall ist. Ich weiß sicher von einer Person aus unserer Gruppe, die es leider nicht geschafft hat und die schriftliche Prüfung wiederholen musste.

Mündliche Prüfung

Für die mündliche Prüfung gab es eine Vorbereitungszeit von 15 Minuten, in der wir uns mit dem uns zugeteilten Prüfungsfall auseinandersetzen konnten. Ich hatte Glück und bekam einen einfachen Fall, bei dem eine Familie von der Mietwohnung ins Eigenheim zieht und tendenziell eher weniger Besonderheiten zu berücksichtigen waren.

In meiner Prüfung saß ich drei Prüfern und einem IHK-Mitarbeiter, der den Kunden spielte, gegenüber. Mit meiner Beratungs-Simulation war ich selber nicht zufrieden. Ich hatte das Gefühl, es in den Gesprächen mit meiner Patin und dem IHK-Ansprechpartner in der Firma besser hinbekommen zu haben. Wahrscheinlich lag das vor allem daran, dass ich beim Üben weniger aufgeregt war, als in der Prüfung. Einer der drei Prüfer unterbrach mich sogar und wollte wissen, warum ich den Kunden nach der momentanen Miete gefragt hatte, die ja schließlich mit der Finanzierung wegfallen würde. Ich hatte dies immer standardmäßig mit abgefragt, denn bei meiner früheren Arbeit in der Bank hatte ich gelernt, dass dies eine gute Orientierung für den Ansatz der Darlehensrate gibt.

Aber für die Sachkunde-Prüfung muss man manchmal alles vorher gelernte ausblenden und sich einzig und allein auf die IHK-Inhalte konzentrieren. Es war aber nicht schlimm, ich habe dennoch bestanden und auch trotz Zwischenfrage die 15 Minuten Gesprächszeit eingehalten.

Mein Fazit zur Prüfung

Nebenberuflich lernen und eine Prüfung bestehen war eine neue Herausforderung für mich. Im Studium hatte ich zwar viel mehr in viel kürzerer Zeit gelernt, aber damals füllte Lernen auch den Großteil meines Tages aus (zumindest in der Prüfungszeit). Nun musste ich mich auf zwei verschiedene Dinge gleichzeitig konzentrieren: Dabei eigentlich vor allem arbeiten und nebenbei lernen. Für mich war es nicht einfach, beides unter einen Hut zu bekommen. Ich bewundere seit dieser Prüfung Menschen, die nebenberuflich Studieren, viel mehr als zu vor. In diesem Fall hat man die Doppelbelastung aus Arbeiten und Lernen ja über mehrere Jahre und nicht nur über ein paar Monate.

Die IHK-Prüfung zum Immobiliardarlehensvermittler nach §34i GewO ist definitiv machbar – aber Du solltest Dich gut vorbereiten. Hierbei kannst Du dich leider nicht auf ein einziges Lehrbuch oder ein Online-Lehrportal verlassen. Versuche besser, dich umfassend über Immobilien, Immobilienkauf inkl. -Finanzierung und wirtschaftliche Zusammenhänge im Allgemeinen zu informieren. Die Fragen an sich sind nicht schwierig gestellt, setzen aber ein gewisses Grundwissen voraus.

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Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Jana

    Danke für deine Tipps! ich habe die Prüfung (leider) gerade noch vor mir..

    1. Redaktion

      Wünsche dir viel Erfolg! 🙂