Geld anlegen ist Männersache – warum wir aufhören müssen, so zu denken

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Viele Frauen fragen sich, warum sie sich überhaupt mit dem Thema Geld anlegen beschäftigen sollen. Geldanlage sei doch etwas für Männer. Es wird häufig als ein wenig lästig angesehen, bürokratisch aufwendig und mit wenig Mehrwert. Warum dies nicht so ist und jede Frau sich über Geld Gedanken machen sollte, liest Du in diesem Artikel.

Woher kommt der Gedanke?

Warum glaubt man, dass Geld anlegen etwas für Männer ist? In früheren Zeiten, als meine Großmutter jung war, da war der Gedanke keinesfalls abwegig: Dies war genau das, was gelebt wurde. Frauen lernten in der Schule Grundlagen, sie machten eventuell eine Ausbildung und arbeiteten ein paar Jahre. Manchmal kam es nicht mal dazu. Denn es war klar, dass ihre wesentliche Aufgabe darin bestand, sich um den Haushalt und die Kinder zu kümmern. Der Mann ging arbeiten und brachte das Geld mit nach Hause. Und da er es häufig allein verdiente, war es auch der Mann, der sich um das Geld kümmerte.

Das ist nun alles nicht mehr so. Heutzutage können Frauen genau wie Männer sich ausbilden lassen und studieren gehen und in einem gut bezahlten Job arbeiten. Sie bleiben vielleicht ein paar Jahre wegen der Kinder zu Hause – ebenso wie Männer heute die Möglichkeit haben, in Elternzeit zu gehen. Oder aber sie haben keine Kinder und arbeiten durchgängig. Wieso sollten sie sich also nicht mit dem Thema Geld beschäftigen, wenn sie in (fast) gleichem Umfang Geld verdienen?

Die Frauen-Rolle heute

Auch die Rolle von Frauen und ihre Lebensumstände haben sich im Vergleich zu den früheren Zeiten stark geändert. War es damals der Standard, dass jeder ab einem gewissen Alter verheiratet ist, so ist dies heute ganz anders. Wir haben die Freiheit, mehr über unser Leben selbst zu bestimmen und weniger gesellschaftliche Vorgaben. Heutzutage ist nicht mehr unbedingt jeder verheiratet oder lebt in fester Partnerschaft. Während Single-Haushalte früher eher die Ausnahme waren, ist dies heute etwas Normales.

Hierbei kann man sich dann aber auch nicht auf ein zweites Einkommen verlassen oder darauf, dass der Pertner das „Thema Geld“ schon regeln wird. Single-Frauen haben gar nicht die Möglichkeit, das Thema Geldanlage so weit aus der Hand zu geben: wenn sie sich nicht selbst aktiv darum kümmern, dann wird es niemand für sie machen.

Zudem war es früher so üblich, dass Paare, die einmal zusammenkamen, dann auch ihr Leben lang durch dick und dünn gingen. Heutzutage ist auch dies noch wünschenswert, aber nicht mehr unbedingt Standard. Auch, wenn wir es natürlich nie hoffen, Scheidungen und Trennungen sind nichts Außergewöhnliches mehr. Und in einem solchen Fall ist es ziemlich ungünstig, sich zuvor keine Gedanken um die finanzielle Situation gemacht und keine Rücklagen gebildet zu haben.

Mit der Änderung der Rolle von Frauen in unserer Gesellschaft geht auch Verantwortung einher. Verantwortung, für sich selbst zu sorgen, um sicher und gut durch mögliche Krisen kommen zu können.

Hypothese 1: Männer haben mehr Geld zum Anlegen

Der Grund, warum Geldanlage und weitere finanzielle Themen mehr als Aufgabe von Männern gesehen werden, ist nicht, dass dies für Frauen weniger wichtig ist. Vielmehr hat sich dies wohl neben der historischen Verteilung der Rollen so etabliert, weil Männer im Allgemeinen mehr Geld zur Verfügung haben, als Frauen. Während es viele Männer in gut bezahlte, technische Berufe zieht, finden sich Frauen häufiger in sozialen Bereichen wieder, welche zumeist (leider!) ein niedrigeres Gehalt versprechen. Hinzu kommt, dass Frauen, die eine Familie gründen, wegen der Kinderbetreuung oft für einige Jahre in aus dem Berufsleben fallen. Anschließend arbeiten sie oft in Teilzeit und bringen hiermit ebenfalls weniger Geld nach Hause.

Bei Männern sieht das Ganze anders aus: Sie können zwar durch das Elternzeit-Modell genauso Zeit mit ihrer Familie verbringen, sie werden in der Regel aber nicht für mehrere Jahre ihren Job pausieren und danach mit geringerer Stundenzahl wiederkommen. Im Gegenteil, manchmal können sie die Zeit, in der die Frau zu Hause bei den Kindern bleibt, nutzen, um an ihrer Karriere zu arbeiten.

Hypothese 2: Geld ist für Frauen kein High-Priority Thema

Zu der Verfügbarkeit von Geld kommt das Thema Priorisierung, was meiner Ansicht nach eine ebenso große Rolle spielt. Frauen ist es im Allgemeinen wichtig, in ihrem Job gut zu sein und damit Geld zu verdienen. Aber dies ist längst nicht alles, was das Leben ausmacht: Die Familie, das soziale Umfeld und ein „Leben“ abseits der Arbeit haben in der Regel eine hohe Relevanz. Klar lässt sich das schlecht pauschalisieren, denn bei jedem steht vermutlich etwas anderes auf der Liste ganz oben. Ich denke aber dass sich die meisten Frauen mit der Aussage anfreunden können, dass es in ihrem Leben noch einige wichtige Dinge neben der Arbeit gibt.

Bei Männern mag dies zwar auch der Fall sein, doch nimmt die Arbeit hier einen ganz anderen Stellenwert ein. Viele Männer definieren sich viel mehr über ihre Arbeit, sie sind ehrgeiziger, sich hier zu entwickeln und in höhere Positionen aufzusteigen.

Dass hierdurch Geld verdient wird, ist wichtig. Schließlich nimmt die Arbeit ja einen hohen Stellenwert und viel Zeit ein. Frauen wollen mit ihrer Arbeit natürlich ebenfalls Geld verdienen. Doch bei der Jobwahl ist das Gehalt häufig nur einer von den Punkten, der relevant ist. Arbeitsweg, Aufgabeninhalte, Kollegen und Atmosphäre spielen hier genauso eine Rolle. Und das tendenziell mehr, als es bei Männern der Fall ist.

Auch die Gender-Pay-Gap ist noch immer aktuell und wird uns auch wohl noch eine Weile begleiten. So ungerecht wir das auch finden möchten, so wahr ist es: Männer bekommen in einigen Jobs für die gleiche Arbeit mehr Geld. Und sie haben dementsprechend auch mehr Geld zur Verfügung, um es anzulegen und zu vermehren.

Deshalb können wir alle Geld anlegen:

Geldanlage ist nicht nur für die Leute möglich, die viel Geld verdienen. Nun mag man meinen, dass es doch viel einfacher sei Geld zurückzulegen, wenn man mehr davon zur Verfügung hat. Aber dies ist oft gar nicht der Fall: Denn durch ein höheres Gehalt willst Du dir zumeist auch mehr leisten. Du willst in eine größere Wohnung ziehen, vielleicht ein Haus kaufen, ein schönes Hotel für den nächsten Urlaub buchen, oder einfach im Alltag ein wenig besser leben als zuvor. Man bezeichnet dies als klassische Lifestyle Inflation.

Viele Menschen tendieren dazu, ihr verdientes Geld auch auszugeben. Doch es ist wichtig, stetig etwas, wenn auch nur ein bisschen Geld, zurückzulegen. Du kannst dies auch ganz einfach über einen Sparplan regeln, der wie ein Dauerauftrag direkt zu Beginn jeden Monats einen Teil von deinem Geld beiseite legt, ohne dass Du dich darum kümmern musst.

Es geht hierbei nicht darum, dass Du gleich viel Geld beiseite legen kannst oder super sparsam lebst. Du kannst auch schon mit geringen Beträgen beginnen und zum Beispiel 50€ im Monat in einen Fonds oder ETF anlegen. Je früher man damit startet, desto mehr kann man vom Zinseffekt und Zinseszinseffekt profitieren.

Uns wenn man einmal angefangen hat, sich mit dem Themas zu beschäftigen, ist es auch gar nicht mehr so kompliziert und schwer, wie alle immer denken

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Dieser Beitrag hat 8 Kommentare

  1. Natascha

    ich wundere mich immer wieder, warum so viele Frauen noch genau dieses alte Bild im Kopf haben. Finde es sehr schade dass dies so ist und ich auch mit meinen Freundinnen nur wenig über das Thema Geld reden kann.

    viele Grüße,
    Natascha

  2. Queen All

    Leider leben auch viele (auch junge) Eltern unbewusst immer noch alte Klischees vor. Über Geld spricht man nicht, und schon gar nicht mit kleinen Mädchen . Und da auch in den Schulen das Thema Finanzbildung nicht auf dem Lehrplan steht, bleibt vielen Frauen später nur, sich das Thema in Eigenregie anzueignen. Wie wichtig das ist, merken viele leider erst spät.

  3. Rebecca

    Liebe Hanna,
    ich finde auch, jede Frau sollte finanzielle Verantwortung übernehmen. Es schockt mich richtig, wenn ich mitbekomme, dass Frauen (egal in welchem Alter) sich nicht um ihre Finanzen kümmern. Dein Blog ist deshalb auch ein Beitrag dazu, dass sich das ändert!
    Weiterhin viel Erfolg
    Rebecca

    1. Redaktion

      vielen Dank dir Rebecca!

  4. Curleysinspire

    Vielleicht als Tipp: Für alle, die kein Geld haben: Steuer machen bringt jedes Jahr Geld, dass man anlegen kann. 🙂
    Ich kenne echt viele Frauen, die ihre Steuer nicht machen 🙁

    Herzliche Grüße
    http://www.curley-inspire.com

  5. Ira

    Ja, ganz richtig! Wir können uns nicht länger darauf verlassen, dass die Männer das Thema Geld für uns regeln! Danke dass Du mit deinem Blog dazu beiträgst, das Thema Finanzen zugänglicher für alle zu machen!

    Viele Grüße,
    Ira

  6. Muriel

    mir war es gar nicht bewusst, dass mein Mindset so falsch war zum Thema Geld. Man hat zuhause nie darüber gesprochen. Mit meinem Mann hatten wir einfach ein Konto und beide verdienten, es wurde auch zusammen ausgegeben – was ich ganz romantisch fand – es wurde nie aufgerechnet. Aber wir haben auch nicht bewusst gespart! Seitdem er von uns gegangen ist und ich für 4 Kinder alleine zuständig bin, befasse ich mich mit meinem Geld, passivem Einkommen und Mindset. Ich finde es ein unglaublich wichtiges Thema!!
    Danke, dass es so wertvolle Blogs gibt wie deinen, wo ich viel lernen kann!

    1. Hanna

      Hallo Muriel,
      lieben Dank für deinen Kommentar! Tut mir sehr leid, dass du so einen schweren Schicksalsschlag hinnehmen musstest. Ich finde Geld ist ein unglaublich wichtiges Thema, da es einem Sicherheit gibt – alleine sowie als Paar. Respekt dass du alles mit deinen Kindern so gut managst und dir nebenbei ein passives Einkommen aufbaust!

      Liebe Grüße,
      Hanna