Die Net Zero Banking Alliance (NZBA) ist eine Initiative zur Verbesserung der (ökologischen) Nachhaltigkeit im Bankensektor. Einige Banken werben aktiv damit, Mitglied in der Allianz zu sein und sich so für den Umweltschutz stark zu machen. Doch was verspricht die NZBA wirklich? Handelt es sich um eine bemerkenswerte Bewegung mit Impact oder bloß um Greenwashing?
Was ist die Net Zero Banking Alliance (NZBA)?
Die UN hat im Jahr 2021 die Net Zero Banking Alliance (NZBA) ins Leben gerufen. Es handelt sich dabei um einen Zusammenschluss von vielen Banken weltweit, die gemeinsam für 40% der weltweiten Bank-Bilanzen verantwortlich sind.
Die NZBA ist die Banken-Allianz der Glasgow Financial Alliance for Net Zero (GFANZ). Die GFANZ besteht aus mehr als 550 Firmen aus dem Finanzsektor aus mehr als 50 Ländern. Analog gibt es die Gruppe der Net Zero Asset Managers (NZAM) und der Net Zero Insurance Alliance (NZIA).
Alle Banken der NZBA verfolgen das Ziel, ihr tägliches Business bis zum Jahr 2050 auf Net-Zero Emissionen auszurichten. Hierbei geht es sowohl um Nachhaltigkeit im Kreditvergabeprozesse als auch im Anlageportfolio der Banken selber.
Die Initiative ist Teil der Principles of Responsible Banking und war verbunden mit dem UN Race to Zero.
Was sind die genauen Ziele der NZBA?
Alle Banken in der Net Zero Banking Alliance haben das Committment Statement unterschrieben und sich Ziele anhand der Guidelines for Climate Target Setting aufgestellt.
Die wichtigsten Punkte beider Dokumente findest du in den nächsten Abschnitten. Einst unterschrieben die NZBA-Banken auch den Race to Zero, der eng mit beiden Dokumenten verknüpft war.
Committment Statement
- Reduzierung der Greenhouse Gas Emissions, die den Bankbetrieb und den Kredit- und Anlagegeschäften der Bank zurechenbar sind, auf Netto-Null
- Festlegung von einem Ziel für 2030 (oder früher), für 2050 und von Zwischenzielen ab 2030 (muss innerhalb der ersten 18 Monate nach Beitritt in der Allianz geschehen)
- die 2030-Ziele muss die Bank für die Bereiche festlegen, in denen sie am stärksten mit Greenhouse Gas Emissions vertreten ist – in welchen sie also den größten Impact haben kann
- Jährliche Veröffentlichung der absoluten Emissionen und der Emissionsintensität
- Offenlegung der Fortschritte bei den Zielen ab einem Jahr nach Festlegung
- Verfolgung eines soliden Plans zum Übergang in die Net Zero Wirtschaft
Guidelines for Climate Target Setting
Die Zielsetzung der Klimaziele für Banken folgt folgenden 4 Grundprinzipien:
- Langfristige Ziele und Zwischenziele werden durch die Banken festgelegt und veröffentlicht. Sie verfolgen den Zweck, dem Erreichen des 1.5°C Ziels des Pariser Klimaabkommens näher zu kommen
- Die Banken legen eine Emissionsbasis für sich fest. Sie messen und berichten jedes Jahr die Emissionen durch ihre Kreditvergabe- und Investmenttätigkeiten.
- Für die Festsetzung der Ziele werden wissenschaftlich basierte Annahmen über die Dekarbonisierung verwendet
- Jede Bank muss ihre Ziele regelmäßig überprüfen und sicherzustellen, dass sie mit dem aktuellen Stand der Forschung übereinstimmen
Welche Banken sind Mitglieder der NZBA?
Die Net Zero Banking Alliance wurde 2021 als weltweite Initiative mit 43 Mitgliedern gegründet. Mit dabei waren unter anderen die Bank of America, Barclays, die GLS Bank, die Triodos Bank und die Deutsche Bank.
Sie ist im Verlauf der letzten Jahre deutlich gewachsen: heute sind 131 Banken aus 41 Ländern Mitglied in der NZBA.
Bekannte Mitglieder der NZBA:
- Bank of America, Barclays
- BNP Paribas
- Citi Bank
- Commerzbank AG
- Crédit Agricole
- Credit Suisse
- Deutsche Bank
- ING
- JPMorgan Chase
- Morgan Stanley
- Santander
- Société Générale
- The Goldman Sachs Group
- Triodos Bank
- UBS AG
- Unicredit
- Wells Fargo & Company
Liest man die Liste der Mitglieder, so kommt man doch an manchen Stellen ins Zweifeln, ob es in der Klima-Allianz mit rechten Dingen zugeht. Die Deutsche Bank zum Beispiel, Gründungsmitglied der Net Zero Banking Alliance, würde man wahrscheinlich kaum in einen starken Zusammenhang mit Nachhaltigkeit bringen. Es gibt hier zahlreiche Skandale aus der Vergangenheit, unter anderem wegen Greenwashing. Greenpeace hat in kürzerer Vergangenheit häufiger das fehlende Umweltbewusstsein der Deutschen Bank und ihrer Fondsgesellschaft DWS bemängelt.
Ähnlich verhält es sich bei der UBS und Société Générale. Was bringt die Net Zero Banking Alliance also wirklich für den Klimaschutz?
Was tut die NZBA fürs Klima?
Seit Start der Klima-Allianz wurden gemäß Recherchen des französischen NGOs Reclaim Finance 270 Milliarden US$ durch dir größten 56 NZBA Mitglieder in fossile Energien investiert. Auf die Citigroup entfallen dabei alleine 30 Milliarden US$, auf Barclays 9 Milliarden und auf die Royal Bank of Canada 10 Milliarden.
Insgesamt wurden so 102 Projekte durch 134 Kredite und 215 Emissionsgeschäfte unterstützt. Hätten sie ohne die NZBA noch mehr solcher Projekte angenommen? War das Ziel nicht eigentlich race-to-zero, also auf Neukredite und Emissionen in nicht-nachhaltige Bereiche zu verzichten?
NZBA Wirkungsbericht 2022
In ihrem Wirkungsbericht aus dem Jahr 2022 beschreib die NZBA, dass viele Banken bereits Ziele für emissionsstarke Bereiche festgelegt haben, jedoch in den meisten Fällen nur für drei der neun in den Guidelines beschriebenen Bereiche. Hier gibt es also noch Aufholbedarf. Die NZBA verspricht, dass in Zukunft noch weitere Banken ihre Ziele bekannt geben und zusätzliche Dekarbonisierungsziele für die Bereiche entwickelt werden, die jetzt noch nicht abgedeckt sind.
Man muss dazu sagen, dass die Klima-Allianz ja erst seit April 2021 existiert – damals noch mit nur 43 Mitgliedern gegründet. Banken die erst spät in 2021 oder in 2022 dazu kamen, hatten natürlich noch nicht ganz so viel Zeit ihre Ziele zu formulieren und zu realisieren. Dennoch wäre es schön gewesen, im Wirkungsbericht 2022 ein paar erste positive Erfolge der NZBA festhalten zu können, die über die Festlegung der Ziele hinaus gehen – schließlich ist bis zu den ersten Zwischenzielen in 2030 auch nicht mehr ganz so viel Zeit.
Wirbel um den Race to Zero
Mit Gründung der NZBA war der Race-to-Zero ein Kernelement: Es handelt sich dabei um eine globale Initiative, die für weniger Investitionen der Banken in fossile Energien sorgen soll. Teilnehmer müssen hier Einschränkungen ihrer Aktivitäten in diesem Bereich nachweisen
In 2022 hat Race to Zero die Teilnahmekriterien verschärft. Unter anderem sind innerhalb der Initiative keine Investitionen in Kohleprojekte mehr möglich.
Dies kam bei den Mitgliedern der GFANZ gar nicht gut an. Einige Wall-Street-Banken drohten mit ihrem Austritt aus der Allianz, sollten diese Standards fortan auch für sie gelten. Die GFANZ gab schließlich nach, seit Mitte letzten Jahres ist der Race to Zero nicht mehr verpflichtend bei einer Mitgliedschaft in der NZBA.
Allein dies ist bereits ein Hinweis darauf, dass es in der NZBA nicht ganz so klimafreundlich zugeht, wie es auf den ersten Blick schein.
Zu wenig Nachhaltigkeit für nachhaltige Banken
Anfang des Jahres gab die GLS Bank, eine kleine, genossenschaftlich organisierte Bank mit starkem Fokus auf Nachhaltigkeit, ihren Austritt aus der NZBA bekannt. Wie Ecoreporter berichtet, sollen die fortlaufenden Investitionen von anderen NZBA-Mitgliedern in fossile Energien in Schwellenländern der Grund für den Austritt gewesen sein. Die GLS Bank orientiert sich von nun einzig an den Maßstäben des Pariser Klimaabkommens.
Im April 2023 folgten die Müchener Rück und die Zurich dem Beispiel der GLS und traten aus ihrer Gruppe, der Net Zero Insurance Alliance (NZIA) aus. Auch die Fondsgesellschaft Vanguard ist bereits aus der Net Zero Asset Managers Gruppe ausgetreten.
Zwischen Vision und Umsetzung
Die GLS Bank ist nicht die einzige Bank, die sich um den Stand der Nachhaltigkeit in der NZBA Gedanken gemacht hat. Wie viel wert ist eine Mitgliedschaft in einer solchen „nachhaltigen“ Allianz, wenn die Big Player dort kaum auf klimafreundliches Handeln achten? Nicht ganz so viel.
Daher fordert zum Beispiel die Triodos Bank eine Überarbeitung des aktuellen Programms: Richtlinien für den stufenweisen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen und eine Einschränkung für die Finanzierung von Neuprojekten im Bereich fossile Energien sollen eingeführt und eingehalten werden. Im Prinzip eine Anlehnung an den vorher definierten Race to Zero. Das ganze soll bis zur nächsten Weltklimakonferenz im November 2023 standfest sein.
Doch diese Pläne stoßen auf Unmut bei den Großbanken, die sich schon gegen den Race to Zero ausgesprochen hatten. Werden verschärfte Richtlinien eingeführt, werden wohl nicht wenige Großbanken die NZBA verlassen.
Wenn die Großbanken verschwinden, wäre die NZBA wohl aber keine weltweite Bankenallianz, sondern nur noch ein Bündnis in einer kleinen Nische, meinen Gegner.
Gemäß den aktuellen Plänen der NZBA wird es eine Überarbeitung der Richtlinien Anfang 2024 geben.
Meine Meinung
Ich würde mich ganz klar dafür aussprechen, die Richtlinien (wieder) zu verschärfen. Nun rühmen sich Großbanken mit dem Namen der Net Zero Banking Alliance gegenüber ihren Kunden, und leisten dennoch keinen oder nur einen sehr geringen Beitrag zum Klimaschutz. Stattdessen investieren sie fröhlich weiter in fossile Energien, ganz nach den Greenwashing Prinzip.
Für Konsumenten, die sich nicht wie du und ich mit der NZBA ein wenig auseinandergesetzt haben, sieht das ganze nämlich prima aus: bis 2050 klimaneutral und auf dem Weg Zwischenziele.
Wenn die Richtlinien verschärft werden und einige Großbanken austreten, dann schwächt das zwar insgesamt die Allianz. Gleichzeitig steigt aber die Glaubwürdigkeit und die Bedeutung der Banken, die noch in der Allianz vertreten sind.
Denn nicht alle Banken aus der NZBA investieren in fossile Brennstoffe und verhalten sich klimaschädlich. Es gibt auch einige Banken, die aktiv ihren Beitrag zum Schutz der Umwelt leisten, wie zum Beispiel BNP Paribas. Nur ist das NZBA-Siegel leider kein Indikator dafür, ob eine Bank dies tut oder nicht. Noch nicht – mit Einführung von strikteren Regeln und Kontrollen kann die Net Zero Banking Alliance zu einem solchen Indikator werden.
Ich hoffe wirklich, dass sich solche Vorhaben wie die Net Zero Banking Alliance irgendwann durchsetzen. Den Fluss des Kapitals zu gesellschaftlich wünschenswerteren Projekten zu stärken ist etwas, was die soziale Marktwirtschaft braucht.
Das spezielle Ziel, Net Zero, ist meiner Meinung nach eine Nebelkerze. Ich finde die Vermeidung von Schadstoffen, von Sklavenarbeit, von Abfall viel wichtiger..
Die Handelbarkeit von CO2-Zertifikaten ist zwar unter Ökonomen äußerst beliebt, in der Praxis ist durch verschiedene Betrügereien den Staaten und damit den Bürgern immer wieder enorme Summen abgezockt worden. Ein Beispiel von so einem findigen Unternehmer ist in „Lords of Scam“ auf Netflix zu sehen.
Eine gute Alternative hab ich nicht.
$J