Von Geld können wir uns viele schöne Dinge kaufen: neue Klamotten, ein Dinner in einem schicken Restaurant, Festivalkarten oder ein Kurztrip in eine andere Stadt. Dieser kleine Luxus macht glücklich und gibt uns das Gefühl, selbst über unser Leben bestimmen zu können.
Doch wenn du hier deine Grenzen nicht kennst und deine Rechnungen nicht mehr bezahlen kannst, ist das gar nicht mehr lustig und kann zu ernsthaften Problemen für dich führen. In diesem Artikel zeige ich dir, warum wir dazu neigen, unser Geld direkt wieder auszugeben und wie du dennoch sparen und dein Geld verwalten kannst.
Was bedeutet „Leben am Limit“?
Viele Menschen neigen dazu, Geld was sie haben, auch direkt wieder auszugeben. Ich habe das lange gar nicht in dieser Form wahrgenommen. In meinen WG-Zeiten hatte ich dann einen Mitbewohner, der das zu seinem Lebensmotto gemacht hatte.
Mehrmals kam er gegen Ende des Monats zu mir und beklagte sich, kein Geld mehr übrig zu haben. „Ich wollte ja Spülmittel holen“ sagte er zum Beispiel „und Klopapier. aber ich konnte nicht, ich hab kein Geld mehr. Salz hab ich mitgebracht, dafür hat es noch gereicht.“
Da ich selbst immer ein bisschen was, wenn auch nicht viel zurück gelegt hatte, wunderte ich mich über diese Probleme. Ich fand es weniger schlimm, selbst noch mal einkaufen gehen zu müssen, als dass er so sehr am Limit lebte, dass er bis auf den letzten Cent alles von seinem Geld ausgegben hatte.
Wie viele Menschen leben am Limit?
Als ich anfing in einer Bank zu arbeiten merkte ich, dass mein Mitbewohner da bei weitem kein Einzelfall gewesen war. Nicht wenig Kunden lebten mit regelmäßigen Kontoüberziehungen und durchgängiger Nutzung ihres Kreditrahmens, zum Teil auch vollständig.
Eine Untersuchung des Kreditvergleichsportals Smava fand heraus, dass zu Beginn des Jahres 4.5 Millionen Menschen in Deutschland mit ihrem Kontostand im Minus waren. Jeder Dritte davon hatte sein/ihr Girokonto mit mehr als 1.500€ überzogen.
Es handelt es sich bei den Überziehungen nur bei gut der Hälfte der Fälle um kurzfristige Engpässe. Gerade mal ~55% geben an, dass sie ihr Konto innerhalb eines Monats wieder ausgleichen können.
Ich habe mich immer gefragt, wie diese Leute das machen – wie kann man genau auf den Cent bzw. Euro leben kann. Was macht man denn, wenn mal etwas kaputt geht, wenn man dann mal 100-200€ ad hoc braucht?
Man muss darauf vertrauen, dass die Bank bezüglich des Kontorahmens freundlich ist. Wobei hier natürlich auch die Disposzinsen ins Spiel kommen, die zu deinen Kosten gehen.
Für solche Fälle ist im Normalfall der Notgroschen da, der dich als ein finanzielles Polster absichert. Einen solchen sollte man immer verfügbar haben, denn man weiß ja nie was kommt.
Wie konnten mein Mitbewohner und die Bankkunden also so viel Geld ausgeben, dass sie nicht mal ein paar Euro für Essen am nächsten Tag hatten?
Warum geben wie unser Geld direkt wieder aus?
Eines der Hauptprobleme ist die sogenannte „Konsummentalität“ in unserer Gesellschaft. Täglich sehen wir Werbung, fast egal was wir machen: auf Social Media, auf Webseiten, in Prospekten und Zeitschriften, an Litfaßsäulen und weiteren Bannern.
Und jede dieser Anzeigen will uns dazu bringen ein Produkt zu kaufen, was wir eigentlich gar nicht brauchen. Marketing-Experten werden hier super kreativ, locken mit Angeboten im Sale und Mondscheinpreisen, veranstalten Aktionstage und geben dir als Kunde genau die User-Experience, die du dir wünschst.
Warum machen sie das? Weil es den Unternehmen und Händlern bringt es nichts, wenn du dein Geld sparst. Sie wollen dass du ihre Produkte kaufst, damit sie selbst mehr Umsatz machen.
Hinzu kommt, dass wir fast alle Dinge sofort haben können, wenn wir sie wollen: Essensbestellungen werden in wenigen Minuten geliefert, online gekaufte Produkte sind mitunter am nächsten Tag bei uns. Man ist es also gar nicht mehr gewohnt, zu warten und die Kaufentscheidungen im Vorfeld gründlich abzuwägen.
Dies führt dazu, dass wir impulsiv Dinge kaufen, anstatt unsere Ausgaben zu planen. Und genauso führt es dazu, dass am Ende des Monats kaum noch Geld auf deinem Konto liegt, und du ein Leben am Limit führst.
Es ist schwer, diesem Druck zu widerstehen, aber es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass wir nicht alles brauchen, was uns angeboten wird.
Was kann ich dagegen tun? Anleitung in 4 Schritten
Der Schlüssel, dem ganzen Konsum zu widerstehen und sich vom Leben am Limit abzuwenden liegt daran, sich die stetige Verführung zum Geld ausgeben bewusst zu machen und die eigenen Ausgaben besser zu planen.
Dies kannst du in diesen 4 Schritten angehen:
Schritt 1: Haushaltsbuch
Im ersten Schritt empfehle ich dir, ein Haushaltsbuch zu führen, um einen Überblick über deine monatlichen Einnahmen und Ausgaben zu bekommen. Hierzu teilst du deine Ausgaben in Kategorien wie „Wohnen“, „Lebensmittel“ oder „Kleidung“ ein.
Es gibt hierfür verschiedene kostenlose Apps, mit denen du auch unterwegs direkt alles eintragen kannst.
Schritt 2: Haushaltsplan
Wenn du das Haushaltsbuch einige Monate geführt hast, kannst du daran ablesen für was du im Monat Geld ausgibst. Nun ist es an der Zeit, diese Ausgaben zu planen. Lege Budgets für die einzelnen Kategorien fest und halte dich daran.
Schritt 3: Notgroschen aufbauen
Lege in deinem Haushaltsplan ebenfalls die Kategorie „sparen“ fest. Sparst du monatlich jeweils eine kleine Summe, dann kannst du dir einen Notgroschen aufbauen.
Bist du mit deinem Girokonto im Dispo, dann gleich auf jeden Fall diesen zuerst aus. Denn durch Nuzung deines Kontorahmens musst du Dispozinsen an deine Bank zahlen – Ausgaben, die du vermeiden kannst.
Der Notgroschen ist sozusagen deine „eiserne Reserve“, auf die du zurückgreifen kannst, wenn du ad hoc Geld brauchst. Dies kann zum Beispiel der Fall sein, wenn deine Waschmaschine kaputt geht, dein Auto oder Fahrrad repariert/neu angeschafft werden muss oder auch, wenn du durch deinen Arbeitgeber gekündigt wirst. Für solche Fälle ist es gut, ein bisschen Geld auf der hohen Kante zu haben.
Tipp: Lasse das Geld nicht auf deinem Girokonto liegen, sondern nutze besser ein Tagesgeldkonto. Damit kannst du das angesparte Geld besser von deinen täglichen Kontoverbindungen abgrenzen und erhältst sogar Zinsen.
Schritt 4: Ziele setzen
Setze dir selbst kleine, realistische Ziele, die du erreichen willst. Mache dir anschließend Gedanken, wie viel Geld du jeden Monat beiseite legen musst, um diese Ziele zu erreichen.
Wenn du ein größeres Ziel hast, teile es am besten in mehrere kleine Schritte bzw. Zwischenziele auf, dann kannst du dich mit jedem erreichen über deinen Erfolg freuen.
Zusatz-Tipps gegen das Leben am Limit
Hier sind noch 3 Tipps, die dir bei all dem helfen:
Impulskäufe vermeiden: Werbung zielt darauf ab, dass wir etwas kaufen, ohne es uns vorher genau überlegt zu haben. Mache dir das bewusst und lasse dich nicht dazu verleiten, etwas zu kaufen, nur weil es gerade verfügbar ist. Achte darauf, dass du auch wirklich brauchst was du kaufst.
Preise vergleichen: Das erste Angebot das du siehst ist nicht unbedingt das beste. Gerade bei größeren Anschaffungen solltest du daher die Preise von mehreren Anbietern vergleichen.
Automatisch sparen: Lasse jeden Monat per Dauerauftrag einen Betrag von deinem Girokonto auf z.B. dein Tagesgeldkonto überweisen. Das Geld verschwindet damit aus deinem Sichtfeld, aber falls du es doch aus irgendeinem Grund benötigst, kannst du darauf zugreifen.
Fazit
In der heutigen Zeit kann uns vieles dazu verführen, am Limit zu Leben. Doch wenn du auf keinerlei finanzielle Reserven zurückgreifen kannst, tust du dir selbst keinen Gefallen: Es braucht nur eine höhere Rechnung, die dir dann Schwierigkeiten bereitet.
Daher ist es wichtig, sich die ganzen Anreize zum Geld ausgeben in unserem Alltag bewusst zu machen. Verschaffe dir selbst einen Überblick über deine Finanzen und setze dir selbst Budgets, wie viel Geld du ausgeben und wie viel du sparen willst.
Ich liebe die Überschrift – unter Leben am Limit stellt man sich ja was anderes vor, als das finanzielle Limit.
Mal abgesehen von denen, die wirklich so wenig verdienen, dass sie jeden Monat gerade so auf Null rauskommen, verstehe ich auch nicht, warum wir ständig über unsere Verhältnisse leben müssen. Andererseits ist vielen wohl gar nicht bewusst, wie unsinnig das ist und das vom Dispo letztendlich nur die Bank profitiert. Ich glaube, das wäre besser, wenn finanzielle Bildung schon von Anfang an auf den Lehrplänen stehen würde. Oder zumindest der Glaubenssatz „über Geld spricht man nicht“ aus den Köpfen der Eltern verschwindet.
Vielen Dank dir! Ich stimme dir da 100% zu, finanzielle Bildung ist super wichtig und wäre äußerst sinnvoll als Unterrichtsfach in der Schule.
Liebe Grüße,
Hanna
Ich habe mich vor vielen Jahren auch gewundert, wo mein Geld geblieben ist. Eine Kollegin hat mir damals von dem gleichen Problem erzählt und dass sie sich jeden Monat einen Betrag für bestimmte Sparziele beiseite legt, z. B. jährliche Versicherungsbeiträge etc. Sie machte das nicht mit einem manuellen Haushaltsbuch, sondern einem Programm. Das habe ich damals übernommen und fahre damit schon lange sehr gut. Ich konsumiere auch gerne – aber nur, was ich mir leisten kann.
Ein toller Tipp den du damals von deiner Kollegin erhalten hast 🙂
Wenn man einen Überblick über seine Finanzen hat, hat man auch automatisch ein besseres Gewissen, wenn man sich Dinge kauft.
Viele Grüße,
Hanna
Liebe Hanna,
ein sehr spannendes, psychologisches Phänomen! Wir machen es schon seit Jahren so, dass wir zu Beginn des Monats erstmal alles wegsparen, was theoretisch möglich sein sollte. Selbst, wenn wir dann mal nicht hinkommen wegen z. B. Waschmaschine kaputt oder so, haben wir meist wesentlich mehr gespart als bei dem Versuch „Wir sparen einfach das, was am Ende übrig ist“ Ich finde es auch eine super Idee, größere Anschaffungen erstmal aufzuschieben und zu gucken, ob man das in X Tagen auch noch unbedingt haben will. Oft löst sich das dann in Luft auf.
Tolle Themen hast du in deinem Blog, weiter so 🙂
Liebe Grüße,
Stefanie
vielen Dank, liebe Stefanie! Ich finde das ist eine tolle Methode die ihr da nutzt, denn wenn man das Geld nicht auf dem Konto sieht, verleitet es auch deutlich weniger zum Ausgeben.
liebe Grüße,
Hanna
Wir legen uns jeden Monat ein Limit an und mehr geben wir dann auch nicht aus. So schaffen wir es wirklich, auch mal was zur Seite zu legen. LG Romy
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Die wichtigsten Punkte wurden von der Autorin bereits erwähnt. Ich würde noch den allgemeinen Lifestyle der Konsumgesellschaft ergänzen, in der der Besitz von materiellen Dingen oft als Statussymbol betrachtet wird. Konsum wird oft mit Erfolg und Glück gleichgesetzt, und soziale Normen vermitteln uns, dass wir bestimmte Dinge besitzen müssen, um dazuzugehören oder anerkannt zu werden. Daher sollte man zusätzlich sein Selbstvertrauen stärken und auf die eine oder andere Meinung keinen Wert legen, wenn es um die eigene finanzielle Situation geht.
da stimme ich zu, hier liegt auch ein gesellschaftliches Problem vor: viele sehen Konsum als weitaus erstrebenswerter an als sparen – zumindest auf die kurze Sicht. Langfristig zahlt es sich mehr aus, vorsichtig mit Geld umzugehen und nicht jedem Trend hinterherlaufen zu wollen
Ja, es ist klar, dass viele Menschen am Limit leben – über Geld spricht man ja nicht und man sieht aber dann nebenan, dass die anderen mehr haben. so leisten sich viele Leute Dinge, die sie nicht sollten.
Bei mir war es schwer, weil ich nicht immer regelmässig verdiente und ich 4 Kinder habe. Doch mittlerweile habe ich mir was angespart und mein Ziel fürs 2024 ist finanziell frei zu sein. Ich möchte mit meinen mehrfachen Einkommensquellen soviel verdienen, dass ich mich nicht mehr kümmern muss um finanzielle Sorgen.
Ich glaube das ist ein gesellschaftliches Problem – wenn wir es gewohnt wären mehr über Geld zu sprechen, dann würde das uns allen helfen.
Da hast du dir ja ein ambitioniertes Ziel für das neue Jahr gesetzt, ich wünsche ganz viel Erfolg auf deinem Weg! 🍀
Liebe Grüße,
Hanna