Wünsche erfüllen ohne vorher sparen zu müssen? Das versprechen Ratenkredite: hier gibt man erst Geld aus und spart später, während man den Kredit abbezahlt. Dies stellt eine große Versuchung für viele Menschen dar, insbesondere für die, die am (finanziellen) Limit leben. Die Freude hält meist so lange an, bis das Geld ausgegeben und die anfängliche Begeisterung über den Kauf verflogen ist. Denn häufig ist es nicht schlau ist, Ratenkredite zu nutzen – sondern eine große Kostenfalle.
Beispiel: Ratenkredit als (vermeintliche) Lösung
Carinas Freundinnen planten, gemeinsam in den Urlaub zu fahren: zwei Wochen Sonne, Strand, Partys. Carina war hellauf begeistert und freute sich auf die Reise – zumindest bis ihr klar wurde, welche Kosten da auf sie zukommen würden. Sie überprüfte ihre Kontoauszüge mehrfach – ihr Ersparnisse würden für den Urlaub nicht reichen, selbst wenn sie alles zusammenkratzte. Die Vermutung, dass ihre Freundinnen mehr Geld verdienen würden, hatte sie schon länger, doch bislang war ihr das recht gleichgültig gewesen.
Ungern wollte Carina vor ihren Freundinnen zugeben, dass sie sich die Reise nicht leisten konnte – zumal sie ja super gerne mit ihnen in den Urlaub fahren wollte. Während sie noch hin und her überlegte, wie sie es am besten machen sollte, stolperte sie über eine Werbeanzeige mit dem Slogan „jetzt kaufen – später zahlen“. Das ist genau was ich brauche, dachte Carina. Kurze Zeit später unterschrieb sie die Vertragsunterlagen für ihren Ratenkredit und fuhr mit ihren Freundinnen in den Urlaub.
Was sind Ratenkredite?
Ratenkredite sind eine verlockende Lösung für kurzfristige finanzielle Engpässe. Du leihst dir dabei Geld von einer Bank und zahlst es in den folgenden Monaten (bzw Jahren) inklusive Zinsen an die Bank zurück.
Manche Produkte, zum Beispiel Smartphones und Fernseher, werden direkt mit der Möglichkeit zur Ratenzahlung im Laden bzw online angeboten. Auch beliebt sind Autokredite, genauso kannst du Ratenkredite aber auch für Urlaub verwenden.
Beantragst du den Ratenkredit bei einer Bank, so prüft diese in der Regel nicht, wofür du das Geld ausgibst. Du kannst dir also Sachen kaufen und konsumieren, ohne dass du das Geld dafür hast.
Was sind die Nachteile beim Ratenkredit?
Das Ganze hat einen großen Haken: Du baust Schulden auf, die dich über einen längeren Zeitraum begleiten werden. Denn die Bank möchte natürlich das Geld bis zur letzten Rate von dir zurück haben. Dafür, dass du jetzt Geld ausgibst, hast du also in Zukunft weniger zur Verfügung. Das heißt, dass auch in Zukunft die Versuchung, einen Ratenkredit zu nutzen für dich groß ist, da du ja noch weniger Geld zur Verfügung hast als jetzt. Für diesen Ratenkredit musst du abermals Zinsen bezahlen, wodurch du noch weniger Geld zum Ausgeben zur Verfügung hast. Ratenkredite können also schnell zu einer Schuldenfalle werden.
Wie verdient die Bank mit Ratenkrediten Geld?
Das Geschäftsmodell von Banken ist, ihr Geld zu verleihen. Das tun sie durch Kreditvergabe (an Privatpersonen wie an Unternehmen) sowie durch eigene Investitionen. Die Zinsen, die sie aus diesen Geschäften erhalten, sind Einnahmen der Bank.
Immer besteht das Risiko, dass sie ihr verliehenes Geld nicht zurück bekommen. Um sich dagegen abzusichern, werden alle Kreditanträge im Vorfeld geprüft. Dazu zählt bei Privatpersonen zum Beispiel, dass du ein regelmäßiges Einkommen hast, sowie die Abfrage der Schufa-Auskunft.
Erkennt die Bank, dass das Geschäft für sie riskant ist – zum Beispiel weil du ein sehr niedriges Einkommen oder negative Schufa-Einträge hast – dann kann es sein, dass die deinen Kreditantrag ablehnt. Genauso ist es aber auch möglich, dass sie sich ihr höheres Risiko von dir bezahlen lässt, in Form von höheren Zinsen für deinen Ratenkredit.
Da die Bank bereits an deinen Kreditzinsen verdient, darf sie übrigens keine Kosten für die Beantragung und Bearbeitungsgebühren des Kredits von dir verlangen.
Alternativen zum Ratenkredit im Beispielfall
Carina hätte auch andere Entscheidungen mit weniger großen finanziellen Konsequenzen treffen können. In Folgenden stelle ich dir ein paar mögliche Alternativen vor:
Im Vorfeld: Gemeinsames Budget aufstellen
Eine gute Möglichkeit wäre zunächst gewesen, mit ihren Freundinnen ein Reisebudget festzulegen, sobald feststeht dass sie gemeinsam in den Urlaub fahren wollen. Dann kann man im Vorfeld klären, wie hoch die Kosten sein dürfen und eine Lösung finden, die für alle Beteiligten passt.
Zum Beispiel könnte man hier einen günstigeren Urlaubsort wählen oder den Urlaub an sich ein bisschen kürzen, also nur eine Woche oder zehn Tage statt zwei Wochen gemeinsam wegfahren (weitere Tipps zum Kosten sparen im Urlaub findest du hier).
Während der Planung: Problem offen ansprechen
Doch selbst dann, wenn diese Chance vertan ist weil schon konkrete Pläne für den Urlaub vorliegen, hätte es sich gelohnt mit den Freundinnen über das Thema zu sprechen. Es ist Carina vielleicht im ersten Moment ein bisschen unangenehm, über ihre finanzielle Lage zu sprechen, doch das muss es nicht sein. Denn auch wenn es gesellschaftlich noch eher verpönt ist, Geld zum Thema zu machen, so steht uns das mehr selbst im Weg als dass es hilft. Gerade unter Freundinnen kann man einander vertrauen und muss nicht fürchten, dass sie einen in einem anderen Licht sehen, wenn sie wissen wie viel Geld man zur Verfügung hat.
Zudem kann man eine Menge voneinander lernen: Wie gehen die Freundinnen mit ihrem Geld um? Haben sie vielleicht Tipps für Carina, wie sie mehr Geld sparen und zur Seite legen kann? Oder kann Carina ihnen vielleicht auch noch ein paar Dinge verraten, die ihr helfen mit ihrem niedrigeren Gehalt auszukommen?
Und die Freundinnen jetzt ja noch gar nicht, dass der Urlaub Carina Schwierigkeiten bereitet. Dementsprechend können sie auch nicht darauf eingehen oder das in ihrer Planung berücksichtigen. Wie aber würden sie sich fühlen, wenn sie im Nachhinein erfahren dass Carina sich die Reise nicht leisten konnte und extra dafür einen Kredit aufgenommen hat? Eventuell sorgt das für mehr Konflikte und fehlendes Vertrauen als wenn man das Thema direkt anspricht.
Wenn es der Urlaub sein muss: Freundschafts-Darlehen
Eine weitere Möglichkeit wäre dann gewesen, dass sich Carina das fehlende Geld von einer der Freundinnen leiht. Dies ist in dem Sinne auch nicht die perfekte Lösung, weil sie dennoch über ihre Verhältnisse lebt und Schulden macht, aber immerhin müsste sie dann keine hohen Zinsen für einen Ratenkredit bei der Bank zahlen.
Fürs nächste Mal: Rechtzeitig sparen
Am besten ist es natürlich, wenn Carina ihre Situation grundsätzlich vermeiden kann. Dafür ist es möglich, eine weniger große / luxuriöse Reise zu planen, oder aber, rechtzeitig zu beginnen auf den Urlaub zu sparen. Wenn man jeden Monat einen festgelegten Betrag für ein Ziel, in diesem Fall die Reise, zurücklegt, dann summiert sich das im Laufe der Zeit.
Carina könnte sich also den Urlaub mit ihren Freundinnen ohne einen Kredit oder Abstriche beim Reiseziel leisten, wenn sie rechtzeitig beginnt zu sparen. Hier kann sie zudem Zinsen für sich nutzen, wenn sie das Geld zum Beispiel auf dem Tagesgeldkonto oder als Festgeld anlegt
Fazit
Ratenkredite sind auf den ersten Blick eine einfache Lösung bei finanziellen Engpässen. Letztendlich lösen sie das Problem aber nicht, sondern verschieben es in die Zukunft und machen es damit sogar noch größer – denn zu der Kreditsumme kommen Zinszahlungen, die man begleichen muss. Häufig ist es besser einen Bogen um Ratenkredite zu machen. Spare lieber im Vorfeld auf deine Wünsche, anstatt Schulden dafür aufzubauen.
Dein Beispiel ist gut gewählt, ein Urlaub ist so ziemlich das letzte, wofür sich ein Ratenkredit empfiehlt. Da ist der Urlaub schon längst vergessen und man zahlt ihn noch ab, statt sich auf den nächsten zu freuen (und zu sparen). Wenn mal die Waschmaschine kaputt geht und der Notgroschen nicht ausreicht, kann ich eher verstehen, dass man nicht warten kann, bis genug Geld angespart ist.
Und wie du sagst, eine 0%-Finanzierung ist keineswegs so günstig, wie es klingt. Niemand hat etwas zu verschenken und am Ende wollen doch alle nur unser Bestes .